Januar 1946 – aus dem Verkündbuch von Pfarrer Lehn
In der Weihnachtszeit, die sonst eine Zeit der Freude ist, sind dieses Jahr wieder mehrere Familien mit großem Schmerz u. unsagbarer Trauer erfüllt worden. Die Familie Michael Rohrer vom Gebirg erhielt die amtliche Nachricht, daß ihr jüngster Sohn am 2. Februar 1945 im Kampfraum Frauenburg beim gegenseitigen Morden den Soldatentod erlitten hat. Mit 17 Jahren (man kann sagen, noch ein Kind an Alter und Wuchs) wurde er eingezogen und mit 18 ¼ Jahren war sein unschuldiges Leben schon ausgelöscht. Man kann schon auf ihn das Wort d. hl. Schrift anwenden „Früh vollendet, hat er viele Jahre erreicht“, aber es ist bitter und hart für seine Angehörigen.
Nicht minder schwer und bitter ist es für die Familie Uhl und Schwab, die durch einen Kameraden eine so niederschmetternde Trauerbotschaft erhalten haben. Am 10. Oktober starb in der Gegend von Stalino in einem Lazarett der Mechaniker u. S.Gefr. Friedrich Schwab, im Alter von 37 Jahren. Bei uns aber steht er in lieber Erinnerung, am meisten noch bei seinen Kameraden, die mit ihm die Kriegsstrapazen bis zur Krim und dem Kaukasus mitmachten. Es gehört zum bittersten, der feindlichen Kugel entronnen zu sein und 2 Tage vor dem Abtransport in die Heimat fern von der Heimat sterben zu müssen, wie es bei unserem lieben Friedrich Schwab der Fall gewesen ist. Möge Gott die wiederholt so schwer heimgesuchten Familien Uhl und Schwab trösten. Wir beten……
Der Krieg ist zu Ende, aber die Kriegsgeißel spüren wir immer wieder, – bald sehr schwer, bald erträglicher. Ich brauche Euch nur folgende Zahlen anführen: 161 Krieger unserer Pfarrei sind noch nicht heimgekehrt, davon sind 86 irgendwo in Gefangenschaft, wenn sie noch am Leben sind, 75 haben überhaupt noch kein Lebenszeichen gegeben. Sie alle brauchen unser christliches Fürbittgebet, ob sie leben oder tot sind. Heute müssen wir leider wieder eines Heimatsohnes gedenken, der in englischer Kriegsgefangenschaft gestorben ist. Michael Eble, 32 Jahre alt, (Sohn der Ehel. Hubert Becher u. Adelheid Eble) Nach den Mitteilungen an seine Eltern war er bei einem Holzmachereinsatz in Oldenburg u. ist dort an den Folgen eines Unfalles am 2. Januar 1946 im Lazarett gestorben. Wir nehmen herzlich Anteil an dem harten Geschick, das über die Familie Becher gekommen ist. Und das ums so mehr, als es schon der zweite Sohn der Familie ist und ein dritter Sohn, der zu den Kriegskämpfern gehört, bis jetzt noch kein Lebenszeichen gegeben hat.
Abschrift: Josef Werner, Ratschreiber
Januar 2013