Skip to content

Leben im Mittelalter

Wie sah das mittelalterliche Leben in der „Herrschaft Stauffenberg“ aus?

                                                          Auszüge aus „Badenia“ von Dr. Josef Bader, Heidelberg 1859 –

Nehmen wir zunächst das Leben auf der Staufenburg unter die Lupe. Sicherlich ist die Lebensweise der Burgfamilien nicht ganz mit den recht dürftigen Verhältnissen der Rebbauern im Durbachtal zu vergleichen, doch lässt sich aus den schriftlichen Unterlagen mancher Hinweis auf die Verhältnisse zum ausgehenden Mittelalter finden.

In einem Theilbuch von 1537 zwischen den sechs Kindern Johann Friderichs Widergrün von Stauffenberg finden sich nachstehende Gegenstände:

Zinnplatten       5 Stück
Bettwerk          -jedes der Kinder erhält ein Stück heidnisches Werk

(Kissen oder Stulach) „Heidnisches Werk“ bedeutet ursprünglich das aus dem     Orient und Spanien herübergebrachte arabische Prachtgewebe aus Seide und Gold- oder Silberfäden, welches dort Teraz hieß. Phantastische Muster, „Arabesken“ und arabische Schriftzüge kennzeichneten es. Man findet Stücke dieses Prachtzeugs in Meßgewändern, selbst im deutschen Kaiserkörnungsmantel. Später nannte man die deutschen Nachahmungen auch „heidnisches Werk“, ja wahrscheinlich jedes arabeskenartig verzierte Buntgewebe.

Silber    – 6 schlichte Becher
Vier der Geschwister erhalten je eine, zwei je zwei Himmelbettladen ohne Leintuch
Handtücher      6
Tischtücher      1 Dutzend
über die hölzernen Stühle war ein „Stulach“ mit Wappen gespreitet (Kissen)

über ein tannenes „Lotterbett“ war eine „Serg“ gebreitet

Nach Melchior Wiedergrün’s Tod im Jahre 1592 wurde ein neues Inventar angelegt.

Er hatte hauptsächlich durch den Betrieb der Eisenhüttenwerke einiges Vermögen hinzugewonnen.  So war nun für mehr als 600 Gulden Silberzeug vorhanden (nur der Silberwert). Da waren 18 silbervergoldete Becher vorhanden, von denen jeder ¾ Mark wog.Sie trugen alle das widergrünblumeneckische Doppelwappen. Diese stammten alle wohl von der ersten Frau, einer geborene von Blumeneck.

Melchiors zweite Frau war eine Ratsamhausen gewesen. Von ihr stammte ein silbervergoldetes Prunkgeschirr mit drei Brustbildern und den ratsamhausen- und widergrün’schen Wappen, 5 Mark schwer; ferner mit gleicher Zier eine silbervergoldete Flasche und endlich zwei Schalen und zwei Salzfäßchen mit dem ratsamhausen- und endingen’schen Wappen. Aus der Ehe von Melchior’s Eltern fand sich noch ein Becher; er trug neben dem widergrün’schen das Wappen seiner Mutter Maria von Königspach. Schalen, Näpfe und 20 Löffel machen den Rest des Silbergeräthes aus.

Bei dieser Teilung kommen 22 Zinnplatten allein auf Junker Philipps Antheil. Alle trugen das widergrün’sche Wappen. Es waren je Anteil 9 Leuchter verzeichnet. Weiter besagt das Inventar 5 Fischpfannen und 11 Tischtücher von Gebild, 36 Servietten, 12 Handtücher und fünf Leintücher. Dazu an „schwarzem Getüch“ d.h. ungebleichtem Linnen) 10 Servietten, vier Tisch- und noch fünf Leintücher.

An Bettwerk findet sich eine Menge von Pfulben, Haupt- und Schulterkissen, viele mit Ziechen; ein neues Zeichen, daß auch wohltätiger Luxus mit dem andern groß wuchs, der der Reinlichkeit nämlich. Die Ziechen sind aus Drilch, Barchent, „kölnischem und Brabanter zeug“.

Eine besondere Rubrik haben in Junker Philipps Antheil die „Sergen und das heidnisch Werk“. Von letzteren trägt ein Stuhlkissen das ratsamhausen’sche und widergrün’sche Wappenschild.

Ein eigenes Kapitel bilden die Garne zum Waidwerk. Den Schluß des Inventars macht ein Geräth, welches das Ende allen Rittertums als rechtes Symbolum bezeichnet: ein bedeckter Wagen sammt Zubehör ( im Anschlage von 24 Gulden) Es scheint, trotz des Beisatzes „mit zwei Kutschenkissen“, eben keine Staatskarosse gewesen zu sein.

Wie sahen die Räume auf der Staufenburg aus ?

Wir treten in des „Junkers Stube“. Sie enthält einen runden Klapptisch von Ahorn, drei kleine Schragentische, zwei niedere Bettladen mit hölzernen Himmeln, zwei Lehnstühle und drei „Laden“ deren nur eine verschließbar.

Der obere Stock enthält eine Stube und vier Kammern.In der Stube stehen lediglich ein Tisch und ein Stuhl. Die Gastkammer neben derselben birgt die besten Betten, doch ganz verschiedene Bettladen: eine Stangenbettlade mit hölzernem Himmel, „sammt schwarzem Bursatin“, eine fournierte Bettlade, ein Bettlädlin und ein Kensterlin, d.h. ein Eckschrank. In der Thurmkammer sind eine Stangenbettlade mit Himmel und zwei fournierte Trüge, d.h. Kommoden, in den beiden anderen Kammern aber fünf geringe Betten aufgestellt.

In der Küche befindet sich ein Schrank, Hafenschaft und Bratspieß, im Saale aber, welcher wohl auch im Erdgeschoß zu suchen ist, war weiter nichts als „ein Schragentisch, ein Schlagührlein und ein Essigfaß“.

Im Stollenhaus stand lauter schlechter Hausrath. Für die Dauer von des Schloßherrn Anwesenheit in seinem „Sommersitze“, hatte man die Kinderstube im obern Stockwerk dieses Hauses eingerichtet. Sie enthielt zwei gefirnißte Kinderbettladen, ein langes Tröglein, ein Kindertisch, einen Schrank und einen schwarzen Kammerstuhl. In der Portnerstube waren zwei große und ein kleines Bett nebst einem alten Tisch. In der Rüstkammer: ein vierbeiniger Stuhl, ein Schemel und ein Kübel. An Rüstzeug nichts.

Mit Melchior’s Sohn Philipp  starb 1604 der letzte männliche Sproß der so zahlreichen Staufenberger Stämme hinweg.

Seine Schwestern gedachten, ihr „Erblehen“ ruhig in Besitz zu nehmen. Aber Markgraf Ernst Fiderich, der alle baden-badischen Landes besetzt hielt, entsandte, sobald ihm Philipps Tod kund ward, Truppen nach Stauffenberg, um es in seinem Namen als heimgefallen in Besitz zu nehmen.

Die eine der Schwestern, Kunigund, Witwe des Johann Rudolfs von Breitenlandenberg, war eine resolute Dame. Sie wollte das gute Recht der widergrün’schen Erben wahren. Der Kommandant der badischen Truppen war verlegen, was zu thun. Mehrmals hatte er ihr bedeutet, hier sei ihres Bleibens nicht. Sie b l i e b  und protestierte. Der Markgraf bot den widergrün’schen Erben 10 ja bis 20.000 Gulden Entschädigung, so vielversprechend und wichtig erschien ihm die Herrschaft. Die Erben hätten gut daran getan, dieses Angebot und das Geld anzunehmen. Statt dessen setzte die alte Dame ihren Protest fort und predigten dem markgrafen immer wieder, es sei ein unumstößlicher, unumgänglicher Rechtssatz; spoliatum ante omnia restituendum. Wer entwährt sei, dem müsse man vor Allem wieder in den Besitz verhelfen.  Die in schweren Finanznöten liegende Regierung zu Durlach hörte nicht auf die Einwände der wiedergrün’schen Erben und sann darauf, Stauffenberg möglichst teuer zu verkaufen. In einem Verkaufsvertrag (Entwurf) zum Anschlag von 173.000 Gulden sollte dem Käufer die Bedingung gemacht werden, die in der Herrschaft eingepflanzte lutherische Religion aufrecht zu erhalten und die Hälfte der Baukosten einer evangelischen Kirche in Durbach zu übernehmen. Die Proteste der Schwestern von Philipp von Wiedergrün halfen nichts. Dem Kommandanten auf Schloß Staufenberg  ging die Geduld aus – er blockierte sie nach bester Kriegsmanier. Ein Posten vor ihrer Thür ließ weder Speise noch Trank ein, „so daß sie endlich aus Hunger und Kummer von dannen ging.

Nach 1622 (Schlacht bei Wimpfen) kam Wilhelm von Baden-Baden wieder in sein Land. Das brachte auch nach Stauffenberg wieder den Katholicismus. Markgraf Wilhelm belehnte aus Dankbarkeit für treue Dienste Karl von Orscelar, Freiherr von Oudenguth mit der Herrschaft Stauffenberg.

Abschrift: Josef Werner Januar 2002

Cookie Consent mit Real Cookie Banner