Die Schwarzen Kreuze der Zorn von Bulach
Notlagen, Unglücksfälle, Schicksale, Seuchen oder auch tiefe Frömmigkeit, waren in den vergangenen Jahrhunderten oft Anlass für Gelöbnisse oder zur Errichtung von Feldkreuzen, Bildstöckle oder gar Kapellen.
In Zeiten der „Corona-Pandemie“ haben viele Menschen den Wunsch auf den Lippen: „Lass diese Krankheit an mir und meinen Lieben vorübergehen“! Welche „Versprechen“ die Menschen, die Politik oder die Wirtschaft in dieser Zeit machen, das kann der moderne Bürger täglich in der Zeitung oder vielleicht auf seinem Handy lesen.
Für den Baron Zorn von Bulach war um das Jahr 1855 der drohende Absturz seines Kindes vom Fenster des Wasserschlosses Grohl Anlass für ein besonderes Versprechen. Nach der Überlieferung weilte der Baron mit seiner Frau im Hof des Schlosses, als unvermittelt sein kleines Kind auf den Fenstersims im zweiten Stock geklettert war. Unverletzt kam das Kind wieder aus der Gefahrenzone, und die frommen und erleichterten Eltern machten aus diesem Anlass das Versprechen zur Errichtung von vier Kreuzen auf ihren Gütern.
So finden sich in den vier Himmelsrichtungen die schwarzen Kreuze. Sie geben Zeugnis von der Dankbarkeit und der Frömmigkeit des Gutsherrn. Heute sind diese Kreuze beliebte Ziele für Wanderer in unserer herrlichen Landschaft.
Im Süden des Stammguts –
Sandsteinsockel 1,20 m Höhe mit Beschriftung und gußeisernes Kreuz mit Corpus. Gesamthöhe 3,98m
In keinem Anderen ist Heil
Apostelgesch. 4.12
Gestiftet durch Frh. Franz Zorn von Bulach und Freifrau Zorn v.B. geb. Freiin Antonia von Reinach-Hirtzbach
Im Jahre des Herrn 1859
Anmerkung: Beschädigung am Sockel, Renovierung wäre empfehlenswert
Weitere Anmerkung: 2020 wurde das Kreuz durch Vandalismus
zerstört. Die Restaurierung wurde in Auftrag gegeben (Stand 09/2021)
Das schwarze Kreuz im Finstertal
Es steht auf dem Höhenrücken zwischen Wiedergrün und Nesselried – ehemaliges Gut der Freiherrn Zorn von Bulach. – Westen des Stammguts – (Gemarkung Nesselried)
Sandsteinsockel mit Beschriftung und gußeisernes Kreuz mit Corpus
Komm, o Mensch
betrachte mich
Eile fort
und bekehre dich
Gestiftet von
Frhrr. Max Er. Zorn
v.Bulach in Durbach
1856
Joh. Schirmann fer
Anmerkung: Das Kreuz wurde von der Gemeinde Nesselried bei der Umlegung des Rebgeländes restauriert. Johann Schirmann *1820 aus Durbach war der Bildhauer
Das schwarze Kreuz beim Bernhardsgrundd
Auf dem Höhenrücken zwischen der Kohlstatt (Nesselried) und Bottenau- Herbstkopf – Weg nach St. Wendelin – (direkt an der Gem. Grenze Nesselried/Bottenau) – Norden des Stammgus –
Hoher Sandsteinsockel mit Bodenplatte, gußeisernes Kreuz mit Corpus
Ob auch die Weld
in Trümmer geht
Das Kreuz doch
unerschütterl. steht,
Und ob das Herz
im Kampfe bricht,
O Jesu Christ
Dich lass ich nicht.
Gestiftet durch Frhrr. Hugo Zorn v.BulachIn Durbach 1856 Joh. Schirmann
Anmerkung: Das Denkmal wurde durch den Heimatverein Nesselried restauriert und die Anlage gestaltet. Der ursprünglich vorhandene Kiefernbaum wurde durch Sturm Lothar geschädigt und daher mit einer Edelkastanie ersetzt. Eine Stehle gibt Hinweis auf die alte Sage vom „Schwarzen Ritter beim schwarzen Kreuz“.
Das schwarze Kreuz in Ödsbach – Wälden
Der Wälder-Hof in Ödsbach war einst Teil des großen Stammguts der Zorn von Bulach. Mit über 70 ha bildete dieses Gut einen Eigenjagdbezirk. Es liegt im Osten des ehem. Stammguts auf dem Weg zwischen Krebsenbach (Durbach) über das „Ofenloch“ bis zu Ödsbach Wälden. Linke Seite zwischen „Mooskopf“ und „Edelmannskopf.
Auf zwei Sandsteinplatten hoher Sandsteinsockel mit Beschriftung, darüber Schmiedeeisernes Kreuz mit flammendem Herz, Tannenzapfen und Engelfigur im Zentrum.
Komm
O Mensch, betra-
chte mich,
EiL fort und be-
kehre dich.
Gestiftet durch
Freiherrn
Fr. Zorn v. Bulach
1855
Der älteste Lehensrevers von „Hans Zorn und Claus gebruder, den man sprichit von Bulach“ an die Markgrafen Bernhard I. und Rudolf VII. aus der Zeit von 1381 findet sich im bad. Kopialbuch 37. Genannt wird: „zum ersten das Hüs das da heiszet der grol. Das ursprüngliche Schloss Grol oft auch mit „Grohl“ oder „Gral“ beschrieben, war ein Wasserschloss, das insbesondere vom „Hespengrundbächle“, aber auch vom ungeregelten „Durbach“ umflutet wurde. Das „Schlössle“ wurde 1874 durch ein großes, herrschaftliches Schloss ersetzt, welches dann wiederum im Jahr 1937/38 wegen angeblichen Bauschäden Großteils abgebrochen wurde.
Durbach, 31. März 2020
Josef Werner