Der Deutsche Kaiser zu Besuch in Durbach

Der Deutsche Kaiser zu Besuch in Durbach

 

Schloss Staufenberg mit seinem herrlichen Blick bis ins Elsass, ist seit undenklichen Zeiten immer wieder Ziel und Treffpunkt hoher und höchster Persönlichkeiten.

Im Badischen Beobachter 2.10 Nr.233 vom Jahr 1872 findet sich folgende bemerkenswerte Nachricht:
A u s  B a d e n,  2. Oktober, schreibt man der „Köln. Ztg.“ 

 

„Es ist auch poetischer Boden, wohin am vorgestrigen Geburtstag der Kaiserin A u g u s t a  die hohen kaiserlichen Herrschaften in Begleitung der Großherzoglichen Familie von Baden-Baden aus ihren Ausflug richteten. An den nahe bei Schloß S t a u f e n b e r g  gelegenen Stollenwald knüpft sich die Sage vom Ritter Staufenberg, die Lamotte-Fouque zu einer Erzählung und zu der Oper „Undine“ Anlaß gab. Das Schloß selbst, einst wahrscheinlich Römerkastell, jetzt eine vortrefflich verwaltete Besitzung des Prinzen Wilhelm, liegt 1068 Fuß hoch, mit weiter Aussicht über das Rheinthal und zu den Vogesen, über dem obst- und rebenreichen Durbachthale, dessen „Klingelberger, des Serenissimi Badensis Mundwein“, schon früh eine Rolle gespielt hat. Im frühen Mittelalter war das Schloß schon im Besitz der Zähringer, dann der Grafen von Freiburg, bis es käuflich an die Markgrafen von Baden kam. Im 30jährigen Kriege litt es viel, und später, in der allgemeinen Verwüstung durch den französischen Wütherich Melac (1693), dankte es seine Verschonung nur dem Umstande, daß der Franzose daselbst eine Festung anlegen wollte“.

Die Karlsruher Zeitung vom 2.10.1872 berichtet auf der ersten Seite unter der Rubrik „Deutschland“, Karlsruhe. 1. Oktober:

Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog, sowie Jhre Großh. Hoheiten die Prinzessin Viktoria und der Prinz Ludwig Wilhelm haben Sonntag, den 29. September Schloß Mainau verlassen und sind Montag, den 30. V.M. früh 1 Uhr in Baden eingetroffen.

Gestern Vormittag 9 Uhr begaben Sich Jhre Königlichen Hoheiten mit den Großherzoglichen Kindern in die Wohnung des Kaisers und der Kaiserin, um Allerhöchstdieselben zu begrüßen und insbesondere aus Anlaß des Geburtstages der Kaiserin Jhre Majestät zu beglückwünschen. Die Großherzoglichen Herrschaften verweilten bis 10 Uhr bei Jhren Kaiserlichen Eltern.

Zur Feier des gestrigen Tages wurde ein Ausflug in die Umgegend unternommen. Vor der um 11 Uhr mittelst Sonderzuges stattgehabten Abfahrt empfing die Kaiserin auf dem Bahnhof die Glückwünsche Allerhöchst ihres Hofstaates, der Umgebung des Kaisers und der Großherzogl. Herrschaften, sowie vieler anderen Personen. Die Fahrt ging nach Windschläg und von da in bereitstehenden Wagen über Durbach nach Schloß Staufenberg, der Besitzung Sr. Großh. Hoheit des Prinzen Wilhelm; hier wurde das Frühstück eingenommen und es erfreuten sich die hohen Gäste in Folge des inzwischen eingetretenen heiteren Wetters der herrlichsten Aussicht.

Des Nachmittags wurde die Fahrt fortgesetzt. In den Ortschaften, welche JJ Majestäten berührten, wurden Allerhöchstdieselben von der zahlreich versammelten Bevölkerung mit lebhafter Theilname begrüßt. Das Ziel des Ausfluges war Erlenbad, wo am Abend gespeist wurde. Dort hatten sich die Gesangvereine von Achern und Jllenau eingefunden, welche während der Anwesenheit der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften Gesänge vortrugen. Nach aufgehobener Tafel wurde die Eisenbahn zur Rückkehr nach Baden benutzt, wo die Ankunft nach 9 Uhr stattfand.

Da am heutigen Tag der Wiederbeginn des Schulunterrichtes in der Friedrichsschule sowie die Eröffnung zweier neu gegründeten Klassen für die Prinzessin Viktoria und den Prinzen Ludwig Wilhelm dahier stattfinden sollten, so reisten Jhre Königl. Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog noch am gestrigen Abend 10 Uhr 40 Min. nach Karlsruhe, wo auch K. Königl. Hoheit die Großherzogin mit den jüngern Großherzoglichen Kindern heute Vormittag nach 11 Uhr eingetroffen ist.

Der Großherzog und die Großherzogin werden noch bis zum Ende der laufenden Woche hier verweilen, um Sich der Erledigung verschiedener Geschäfte zu widmen; Höchstdieselben kehren dann nach Baden zurück und gedenken dort noch einige Zeit vereint mit den Kaiserlichen Majestäten zu verbringen, während die Großherzoglichen Kinder hier dem Unterricht obliegen. 

Wilhelm I. mit vollem Namen Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen * 22.03.1797 + 9.03.1888 aus dem Haus Hohenzollern war von 1861 bis zu seinem Tod König von Preußen und seit der Reichsgründung 1871 erster Deutscher Kaiser

Die Regierungsgeschäfte überließ er seit 1862 weitgehend seinem Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzler Otto von Bismarck.

Wilhelms Ehefrau Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach. Sie war die Tochter von Maria Pawlowna, einer Schwester von Zar Nikolaus I. 

Friedrich Wilhelm Ludwig – Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen*1826 + 1907 – er war der Sohn des Großherzogs Leopold von Baden, 

Oo 20.09.1856 mit
Luise, Prinzessin von Preussen *1838 +1923, sie war die einzige Tochter des späteren Deutschen Kaisers Wilhelm I.

Aus der Ehe entstammen die Kinder
Friedrich II *1857 +1928 und
Victoria *1862 +1930

 

Josef Werner, August 2022

Text und Bildnachweise: 1) Karlsruher Zeitung 1872

                  2) Wikipedia