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Die Gebirgsschule

„…Mehrere Beschwerdnisse und Unbequemlichkeiten bei Haltung der Schuhl in ein und anderen Miethäusern unseres Heimburger Staabs…“ veranlasste die Bewohner von Durbach-Gebirg ein eigenes Schulhaus an einem „gelegenen“ Ort zu bauen.

Sie erhielten aus der Schulcasse 50 Gulden Zuschuss und ein zinsloses Darlehen von 100 Gulden. Da in ihrer Gemeinde die ärmsten Leute wohnten und kein Heller in der Gemeindekasse war, baten sie am 2. Juni 1790 den Großherzog, ihnen die Rückzahlung der 100 Gulden zu erlassen. Dieser Bitte wurde jedoch nicht stattgegeben. Sie mussten innerhalb von vier Jahren jährlich 25 Gulden zurückzahlen. (GLA/KA) In den Gemeinderechnungen von Durbach finden wir Abrechnungen für dieses erste Schulhaus im Gebirg 1792. Der Zimmermeister Philipp Vögele stellt Ziegel und Nägel, sowie Arbeitslohn für „Wetterdächer“ in Rechnung. Weitere Rechnungen von 1792 belegen Materiallieferungen und diverse Arbeiten. Der Maurer Johannes Mooser wurde für „die Weislung der Schulstub“ bezahlt Die weiter zurückreichenden Kosten fürs Schulhaus liegen nicht vor. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der Schulhausbau im Gebirg in den Jahren 1790/91 erfolgte.

Vor diesem Schulhausbau waren die „Gebirger Schüler“ wohl in mehreren Mieträumen des lang gestreckten Gemeindegebiets untergebracht. 

1833 wird festgestellt, dass Reparaturen am Gebäude wieder nötig sind und dass diese Arbeiten an den „wenigstnehmenden“ versteigert werden. Doch schon 1837 wies das Haus so starke Mängel auf, dass ein Neubau vorgeschlagen wurde.

In einem umfangreichen Bericht wurde das marode Schulgebäude beschrieben.

„Das alte Schulgebäude im Gebirg Durbach ist ein Riegelhaus, der untere Stock der im Berg steht, und den Holzschopf u. Keller in sich schließt, ist mit Granitstein u. Lehm gemauert aufgeführt, die Mauern sind sehr schlecht und beugen sich von allen Seiten heraus; der erste Stock, der mit dem Thalweg in gleicher Höhe u. ganz nahe an demselben liegt, ist sehr feucht und ungesund, weil alle Feuchtigkeit der Straße und des Berges sich in das Gebäude versetzt und bei gänzlichem Mangel der Sonne die Luft nie gereinigt wird.

Das Schulzimmer ist 18‘ lang 20‘ tief und hat eine Höhe von 7 Fuß.“

 

Es war nun offenbar schwierig, fürs neue Schulhaus einen besser geeigneten Platz zu kaufen. Der Großherzogliche Bezirksbauinspektor schlug als neuen Standort die „Gumpenmatte“ (Wiese am Ausgang des Brandecktales hinter dem heutigen Anwesen Schweiger, Obertal )vor. Die Verhandlungen des Gemeinderats mit dem Grundstückseigentümer erstreckten sich ohne Erfolg über einige Monate.

Der Gemeinderat wurde von der Bezirks-Bau-Inspektion mit Schreiben vom 7.Mai 1838 nochmals aufgefordert, sich um den Bauplatz auf der Gumpenmatte ( Wiese hinter dem Anwesen Schweiger) zu bemühen, weil das vom Gemeinderat bis dahin vorgesehene und bereits gekaufte Baugelände viel zu nass sei. 

Der Gemeinderat antwortete auf dieses Ansuchen mit Schreiben vom 18.Mai 1838 wie folgt: 
Mit dem Grundstückseigentümer wurde Rücksprache genommen. Dieser ist nicht bereit die Wiese mitten aus seinem Gut heraus zu verkaufen und beschwerte sich darüber wenn man ihn hierzu zwingen sollte.

In der Gebirger Bürgerschaft entstand auch ein großer Zwist, weil viele der Meinung waren, dass die Gumpenmatte viel zu weit unten im Thal sei. Weil sich sonst kein geeigneter Platz finden ließe beschloss der Gemeinderat, dass die Schule auf dem alten Platz erbaut werden solle. Diese ist auch der Mittelpunkt der Schul besuchenden Bewohner. Es wurde angeregt ein 2stöckiges Haus zu bauen und im oberen Stock die Schulstube unterzubringen damit die Kinder von den Gefahren der Straße nicht gestört werden. Der Zwist unter den Bürgern wäre damit ebenfalls beendet.

Am 7. Juni 1838 und am 21. Juli 1838 wies das Oberamt Offenburg die Gemeinde nochmals an, sich um den Bauplatz auf der Gumpenmatte zu bemühen und auch die Eltern der Kinder von der Notwendigkeit dieses Platzes und dessen Qualität zu überzeugen. 

Am 31. Juli 1838 antwortet die Gemeinde, dass wiederholte Bemühungen mit dem Eigentümer des Platzes auf der Gumpenmatte keinen Erfolg hatten. Man bat nochmals darum, das Schulhaus am alten Platz bauen zu dürfen. 

Eine weitere Aufforderung des Oberamtes an den Bürgermeister vom 29.11.1838 mit der Bitte Einmessung des Platzes auf der Gumpenmatte durch einen Geometer und nochmalige Rücksprache mit diesem Grundstückseigentümer hatten wohl ebenfalls keinen Erfolg.

Geometer Reichert wurde beauftragt, sowohl den Platz des alten Schulhauses, wie auch den neu auf der Gumpenmatt vorgesehenen Platz genau aufzunehmen und zu zeichnen. Die Verhandlungen waren wiederum fruchtlos. Man besichtigte bei dieser Gelegenheit die Gumpenmatt nochmals ausführlich und stellte fest, dass dieser Platz wegen Sumpf und allzu großer Nässe zu einem Bauplatz durchaus nicht geeignet sei, da an dieser Stelle weder Keller noch Stallung angebracht werden können. Man schlug deshalb vor, den Platz in diesem Grundstück weiter nach vorne zu verschieben. (23.10.1838)

Auch dieser Vorschlag hatte keinen Erfolg und so beschloss man nach langem Hin und Her, das Schulhaus am alten Platz neu zu bauen. 

Am 20.April 1839 wurde von der Großherzgl. Bad. Regierung des Mittel Rheinkreises schließlich der eingereichte Plan zum Neubau der Schule am alten Platz genehmigt. Die Bekanntmachung der Schulhausbau-Versteigerung erfolgte erstmals im Wochenblatt vom 26.04.1839 zum Kostenvoranschlag von 4.147 Gulden. 

Bei der Versteigerung der Schulbauarbeiten bei einem Gesamt-Kostenvoranschlag von 4.976 Gulden wurde für Grabarbeiten nichts vergütet, weil die Bausteine der abgebrochenen alten Schule dafür überlassen wurden. Als Termin für die Fertigstellung des Baus wurde der 1. August 1840 angesetzt. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Schulhaus auch wieder bezogen werden können.  Die Versteigerung der Arbeiten unter den anwesenden Handwerkern dauerte fast einen ganzen Tag. Den Zuschlag für die Bauarbeiten erhielt schließlich  Gottlieb Kreuter Maurermeister von Durbach für 4.830 Gulden. Als Bürge und Mitübernehmer war Georg Hauth beteiligt. Bereits am 6. April 1840 musste der Bürgermeister berichten, in wie weit der Bau hergestellt ist, und ob die Schule bald eingerichtet werden kann. Im Juli 1841 ist dann vom vollendeten Schulhaus die Rede. Über die Kosten des „Neubaus“ berichtete Bürgermeister Zeller im Februar 1843 „Die Abrechnung der Kosten des Schulhauses im hinteren Thale dahier, ist gefertigt, wonach die Ortseinwohner 17 Kreutzer und die Ausmärker 12 Kreutzer je 100 Gulden Kapital zu zahlen haben.  

Der „Neubau“ zeigte schon bei der Bauabnahme mehrfach Mängel und mußte in einigen Bereichen von den Handwerkern nachgebessert werden. Immer wieder gab es Beschwerden über den Zustand des Schulhauses. Am 29. März 1859 berichtete die Grh. Regierung des Mittelrheinkreises: „dass das Schulhaus zu Durbach-Gebirg zu den schlechtesten gehöre indem es 1. feucht ist da in seinem ganzen feuchten Keller Quellen sich befinden, 2. An der Südseite des Hauses, ganz in seiner Nähe ein steiler, hoher, mit Buchen dicht besetzter Berg sich erhebe, wodurch dem Schulhause Sonne, Licht und Wärme entzogen werden. Es könne am besten dadurch geholfen werden, wenn die Gemeinde Durbach ein Stück dieses herrschaftlichen Waldes kaufen, abholzen und das Feld alsdann dem Lehrer zur Benutzung überlassen werde, wodurch das Schulgebäude in eine gesundheitsgemäße Verfassung gebracht würde.“ Diesem Wunsche konnte zumindest erst im Jahre 19… Rechnung getragen werden, als die Gemeinde mit Zustimmung des Forstamts Offenburg einen Schul-Sportplatz auf dem Hügel oberhalb des Schulhauses anlegte.

1863 werden alle Mängel des Schulhauses nochmals aufgezählt. Die Schulstub ist jetzt 793 Quadratfuß 80 Quadrat Zoll groß und 10 Schuh hoch. Im Ganzen sind 60 Schulkinder vorhanden.  Im Sommer 1866 begründete der Lehrer H. Leute seinen Versetzungswunsch damit, dass Frau und Kinder krank wurden. Der Großh. Oberschulrat in Karlsruhe schrieb am 27.7.1866: …“dass der fernere Aufenthalt in dem unter aller Kritik schlecht angelegten Schulhause für den Lehrer und seine Familie die gefährlichsten Folgen haben muß“. Er redete weiterhin von ..“diesem ganz erheblichen Mißstand“ .. Der Lehrer wurde versetzt. 

Die Beseitigung der Mißstände wurde erst im Sommer 1867 in Angriff genommen. Es gab Fenster an der Rückseite und eine Riegelwand im Schulzimmer. Im Keller baute man Rinne und Dohlen, da das Wasser zeitweise direkt aus dem Felsen kam und Keller und Stall bei…“starkem Wasserfluss ungehbar“ waren.  Bei einer „Ortsbereisung“ im Herbst 1874 wurden wieder verschiedene Mängel festgestellt, u.a. fehlten an den „Schulabtritten“ die Türen. 1876 gab es eine neue Abortgrube.

Im Sommer 1882 wurden wieder Reparaturen durchgeführt. Als im Oktober 1888 die „Schüleraborte durchnäßt und verunreinigt“ waren, schrieben sie vom Großh. Bezirksamt Offenburg an die Gemeinde „Wir können nicht begreifen, wie der Lehrer diesen Zustand dulden konnte.“

In den nächsten rund 80 Jahren waren die Verhältnisse wohl ebenso wechselnd. Das Haus war und blieb feucht. Es diente jedoch weiterhin als Schulhaus mit Lehrerwohnung.

Im Jahre 1972 wurde die Schule Durbach-Gebirg aufgelöst. Die Schüler vom „Gebirg“ wurden mit dem Schulbus zur Schule Durbach, bzw. Ebersweier gefahren. 1974 ging das Gebäude der Gebirger Schule durch Kauf an Metzgermeister Franz Spinner über; es wurde renoviert und umgebaut. 

Text: Josef Werner 2011 

Aus Festschrift: 90 Jahre Schule Durbach und Gemeindearchiv Rubrik Lehr-Anstalten VI. 2/4 1833 – 88 , Rechnungsbeilagen 1792 

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