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Das Siebte Buch Moses

Allgemein erzählte man sich im Durbachtal in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts oft von einer bekannten Frau, die das Siebte Buch Moses besitzen sollte.

Meistens war etwas los wenn die Nachbarsfrau, die dafür bekannt war, dass sie das siebte Buch Moses besaß, etwas ausgeliehen oder aus irgend einem Grund in ihren Besitz gebracht hatte. Unter irgend einem Vorwand kam die Nachbarin und holte sich oftmals Salbei oder Wermut um, wie sie behauptete, Tee zu kochen.

Eines morgens  hatte das Pferd im Stall die Schwanz- und Mähnenhaare zu Zöpfen geflochten. Keiner aus der Familie hatte damit etwas zu tun.

Die fünf Buben auf einem Hof auf der Nachtweide schliefen zusammen in einer Kammer im Dachgeschoss. Auf den ältesten hatte es die Nachbarin besonders abgesehen. Es war um das Jahr 1947. Da trieb es der Geist ganz schlimm. Fast eine Woche lang hörten die Buben mitten in der Nacht schwere Tritte die Treppe hochkommen. Dann wälzte sich ein Geist mit großen Augen und einem unheimlichen Schatten wie ein Faß über die in ihren Betten liegenden Buben hinweg. Diese waren wie gelähmt und konnten weder Schreien noch sich wehren. Ganz kalt ging der Geist über sie hinweg. Von Schweiß gebadet riefen sie anschließend dem Vater, der dann in der nächsten Nacht bei ihnen in der Kammer schlief. Dann war Ruhe. Sobald der Vater nicht mehr bei den Buben schlief, war der Geist wieder da.

Nachdem sich dieser Spuck mehrmals wiederholte, wandte sich die Familie an den Pfarrer, der zur Abschreckung des Geistes Gebete empfahl. Andere Nachbarn und Bekannte rieten auch dazu, den Spuck fernzuhalten indem ein nach oben zeigender Besen vor oder unter das Schlüsselloch gestellt wurde. Gebeten und Besen konnten diesen Spuck jedoch nicht gänzlich fernhalten, denn immer wieder geschahen recht merkwürdige Dinge.

 

Aufgezeichnet nach der Erzählung von mehreren Betroffenen
Dezember 2000 
Josef Werner

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