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Der Felsenkeller am Plauelrain

Seit vielen Generationen ist der Felsenkeller am Plauelrain Stoff für sagenhafte Erzählungen in Durbach.
Der „Michele Witsch“ soll einst hier sein Unwesen getrieben haben. Nach der alten Sage konnte man ihm vornehmlich am Plauelrain beim sogenannten „Bierkeller“, oder in dessen näheren Umgebung begegnen. 

 

Es soll ein alter russischer Soldat gewesen sein, den man gern mit Schlapphut und einem weiten Mantel beschrieb. Allerlei Schabernack und gespenstische Begegnungen soll es mit ihm gegeben haben. Jungen Pärchen hat er manchmal einen Schreck eingejagt wenn sie während der Abenddämmerung oder des Nachts in seiner Nähe waren. Er muß wohl auch sehr trinkfest gewesen sein, der Michele Witsch, denn mit den Leuten, die gerne „einen heben“ hat er es oft getrieben. Den Kindern wurde auch bei ungehörigem Benehmen damit gedroht, daß sie es mit dem Michele Witsch zu tun bekämen, wenn sie sich nicht bessern würden. Jedenfalls haben „geistige“ Getränke den Anlass für die Errichtung des Felsenkellers gegeben.

Wohl aus einer Wein- oder Bierseligen Laune heraus entstand am 19. Juli 1842 im Gasthaus des Lorenz Schilling in Ebersweier ein Vertrag zwischen dem damaligen Grundstückseigentümer Sebastian Huber, heute Weingut Andreas Laible, am Bühl, und dem Bierbrauer Georg Hornung aus der Stadt Kehl.  bewilligte dem Bierbrauer Hornung das Recht, in seinem „Eigentümlichen Berg, am sogenannten „Plaugelrhein“ oder Buehl einen Felsen Keller anzulegen und denselben auf immerwährende Zeiten für sich und seine Nachkommen zu benutzen“. Als jährlicher Pachtzins wurden 12 Gulden vereinbart. Als weiterer Zeuge dieses Vertrags wurde der damalige Färber Josef Plank hinzugezogen.  Damit das Recht auch für alle Zeiten gesichert war, wurde der Vertrag dem      Gemeinderat vorgelegt und mit dessen Genehmigung am 21. Juli 1842 im Grundbuch eingetragen.

Zu welchem Zeitpunkt der Keller fertiggestellt war ist nicht mehr nachzuvoll-ziehen. Jedenfalls wurde dieser bis ca Ende der 1920er Jahre als Eiskeller benutzt. Auf der gegenüberliegenden Bühlmattwiese wurde im Winter im Mühlkanal und den Wässerungsgräben das Eis gebrochen. Der Felsenkeller war zur Lagerung des Eises bestens geeignet.

Die östliche Hälfte des Bierkellers trat Hornung offenbar an den damaligen Wirt des „Bad Staufenberg“ – heute Gasthaus „zum Bären“, – Karl Behr ab.

Dieser lagerte sein selbst gebrautes Bier im Keller und verkaufte während der Sommermonate das kühle Nass auch direkt vor dem „Bierkeller“. Die Genehmigung hierzu erteilte die Gemeinde regelmäßig für die Monate Juni bis August.

Das Recht am „Bierkeller“ hatte im Lauf der Jahrzehnte vielfache Eigentümer und Nutzungsberechtigte.

Als nächster Eigentümer nach Hornung finden wir im Grundbuch Kronenwirth Johann Georg Leicht aus Willstätt. Nach seinem Tod  wurden laut Theilzettel vom 26.März 1862 dessen minderjährigen Kinder Wilhelmine , Georg , Albert, Christian und Sophie zu je 1/5.

1866 ersteigerte Georg Rieber, Bierbrauer aus Sand den Keller um 150 Gulden.

Im Lagerbuch /Grundbuch vom  Jahre 1892 finden wir einen Übergang des Kellers

a)     westliche Hälfte durch Kauf an die Firma Schrempp + Gugelmeier
Bierbrauereibesitzer in Oberkirch. Diese waren Eigentümer des Gasthauses „zur Sonne“ in Durbach, das bis 1919 durch Franz Wörner,
den späteren „Bärenwirt“ betrieben wurde.Weil beim Gasthaus „zur Sonne“ auch ein besonderer „Eiskeller“ errichtet war, gab die Firma Schrempp + Gugelmeier im Jahre 1902 die Löschungsbewilligung für ihren Nutzungsanteil am Bierkeller.

b)    Östliche Hälfte durch Erbschaft an Franz Männle Sattlers Ehefrau

Philippine geb. Wernert,  der Witwe von Karl Behr.

1898 ist Albert Berger, Bierbrauer in Sasbach das Gasthaus „zum Bad Staufenberg“ nebst dem Anteil am Bierkeller. Dieser gibt dieses 1917 wieder an seine Söhne Otto Berger, Weinhändler in Sasbach und Emil Berger, Weinhänder in Achern weiter.

Bereits 1919 übernimmt  die Gesellschaft für Brauerei – Spiritus und Presshefe-Fabrication von G. Sinner AG in Karlsruhe dieWirtschaft, bis dann 1919 Franz Anton Wörner, Sonnenwirt, seine Gastwirtschaft an die Gemeinde verkauft und das „Bad Staufenberg“ als „Bären“ umtauft. Auch er hat keine lange Ausdauer, und so übernehmen die Wirtsleute Uhl 1933 schließlich den Bären und das alte Bierkellerrecht in Durbach mit einigen Schulden und bescheidenem Inventar.

Wie wichtig das Recht am „Bierkeller“ war zeigt sich auch darin, dass dieses 1894 vom Amtsgericht als Bestandteil des geschlossenen Hofguts zusammen mit dem Gasthaus „zum Bad Staufenberg“ aufgeführt wurde.  

Die moderne Herstellung von Eis mit Kühlgeräten und natürlich auch der Bezug von Fass- und Flaschenbier aus größeren Brauereien machte den „Bierkeller“ überflüssig. Im Grundbuch ab 1900 ist das Recht bereits nicht mehr übertragen worden.

In den letzten Monaten ist wieder etwas Leben in den alten Keller eingekehrt. Mit Schaufel, Pickel und Bohrhammer wurde eine kleine Erweiterung vorgenommen und Schutt vergangener Jahrzehnte beseitigt. Es „juckt“ den renommierten Weingutsbesitzer Andreas Laible, diesen Felsenkeller wieder mit Geistern zu erwecken. Was wäre, wenn Statt des Gerstensaftes jetzt edler Rebensaft im Keller reifen würde ? So mancher wackre Zecher könnte dann nach einem Besuch wieder den „Michele Witsch“ kennenlernen. 

Unterlagen:

1              Gemeindearchiv Durbach

2              Josef Werner in: Die Badwirtschaft „zum Staufenberg“ in Durbach „Die Ortenau“ 1993

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