Was der Schuelsepp us em Durbach verzählt
Von Emil Geierhaas, ehemals Lehrer in Durbach
Do sin mer di Däg emol bim Neie g’hockt und hen en g’hörig versuecht. S’isch nit s’erscht Krüegli voll g’si, wo mer trunke hen; d’r Bur isch scho e paar mol in de Keller na g’schtiege. S’kummt jo uf e Häfili voll nit an, wenn im Herbscht de Win in de Fässer rumort. D’Stimmung isch au scho dementsprechend bi uns g’si. So het mer halt vun dem und v un sellem verzehlt, wie d’r Pris usfalle wird für de Win, ob scho vieli Wiert do g’si sin, ob d’Schwobewiert disjohr au widder kumme, vom Kriäg in Abessinien, vom Luftschutz in Ditschland, vun de Henne, wo allewiel überfahre were, vun de vergangene Zitte, und des und sell. De Schuelsepp isch an dem Owe ganz buschber g’si, er het au dem guete Rißer g’hörig zug’sproche. Awer ihr dürfe jetz nit glich denke, er het z’viel ghet; des kummt bi me richtige Durbacher nit so schnell vor, die kenne scho e Stiefel voll vertrage. „Jo“, het de Schuelsepp g’sait, „jetz willi i au emol ebbs von friager verzehle:
Vieli meine, i wär de Schuhsepp, wil i e Holzschuemacher bin; nei nei, zu mir sait mer de „Schuelsepp“, wil miner Urgroßvadder friager im Birg Schuel g’halte het. S’isch so in de achtziger Johr g’si, i bin so e Kerli von fuchzehn Johr g’si, do hab i als uf em Schloß Staufeberg g’schafft. D’r Verwalter, d’r Vadder vum jetzigé, het mer d’Aerwet im Garte iwertrage. Do hab i halt im Eselsgarte d’Erber hacke müeße. Do bin i emol morgens frueh an d’r Aerwet gsi, do kummt uf eimol e Mann über de Marieberg d’Schtäffili ruf in d‘r Garte. Er het hohi Schtiefel ang’het un e Lodejoppe. Sind die Erdbeeren süß?, het er g’meint. Was meine Ihr, hab i g’frogt. Glaube Ihr, daß i d’Erdbere scho v’rsuecht hab? Sell isch nix, sell git’s bi mir nit, des dät d’r Verwalder merke, wenn i nur au ei einzige v’rsueche dät. So, so het er druf g’sait, un het sich einfach e paar Erbere abg’risse un het si gesse. Do bin i awer kruzewiädig wore, un hab zu em gsait: He, Mann, des losse Ihr awer bliewe, wenn Ihr se nemme, no sait d’r Verwalder i het si g’fresse. Können Sie mir sagen, wo der Verwalter ist, oder wollen Sie mich nicht gleich zu ihm führen? Jo, hab i g’sait, sell kann i mache, un hab ne nuff g’führt bis an Tor. Dert hab i g’schellt, un wie i g’merkt hab, daß d’r Verwalder kummt, no bin i widder an mi Aerwet gange. S’isch no kei Schtund vergange, so riäft mich d’r Verwalder nuff in d’r Schloßhof, d’r Mann isch bi em g’schdande. Kennst Du den Herrn, het d’r Verwalder zu mir g’sait. Nei, Schloßverwalder, den kenn i nit. Druff sait er zu mir: Das ist seine Großherzogliche Hoheit, Prinz Wilhelm von Baden!! Do isch m’r awer e Schtich durch d’r Körper g’fahre, i bin so v’rschrocke, daß i mi nit emol hab entschuldige kinne. Jetz sait d’r Prinz zu mir: Kommen Sie mal mit mir ans scharfe Eck hinter dem Kellergebäude. No, i bin halt mitgange, er het mi dann g’frogt noch d’r Nämme von all denne Zinke vum Durbach. Des hab i ihm scho guet erkläre kinne. D’rno het er friendlich mit m’r g’sproche un het m’r z’letscht e Goldstückli, e Zwanzigmarkschtückli, in d’Hand druckt un het g’sait: So, das erhalten Sie von mir dafür, weil Sie so tapfer und gewissenhaft sich verhalen haben. E Johr druff, m’r hen grad Rewe g’hackt, kummt er widder uff dr Schtaufenberg un geht an unserm Rebschtück vorbei. Er het mi glich widder kennt, rueft mi rus, un git mer noch emol e Goldfüchsli, dismol war’s awer nur e Zehnmarkschtückli, awer i war au mit dem z’friede!“
Abschrift: Josef Werner, Ratschreiber aus Heimatblatt der Offenburger Zeitung vom 31. Oktober 1935