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Der Weinbau in Durbach

Emil Geierhas, ehem. Lehrer in Durbach anl. Weinbaukongress 1929

Wer von Nord nach Süd die fruchtbare Rheinebene durchwandert, der sieht zwischen Appenweier und Offenburg zur Linken vom lieblichen Hügelgelände, das dem eigentlichen Schwarzwald vorgelagert ist, ein Schloss hervorleuchten –Schloss Staufenberg – das Wahrzeichen des weingesegneten Ortes Durbach. 

Schon aus dem frühen Mittelalter finden wir in den Urkunden Berichte, dass dort der Weinbau betrieben wurde und zu Ausgang des 14. Jahrhundert soll er einen nicht unbeträchtlichen Bestandteil der einzelnen Lehen gebildet haben. Des Öfteren entstanden Streitigkeiten zwischen kirchlichen und weltlichen Behörden über den Rebbau, zu dessen Förderern in damaliger Zeit besonders die Klöster Allerheiligen und Gengenbach gehörten: letzteres besaß die Hänge südlich des Durbachtales, ersteres die nördlich des Tales gelegenen. Im Allgemeinen muss aber der Rebbau in der damaligen Zeit nicht mit der Sorgfalt betrieben worden sein, wie wir es z.Bsp. vom Rhein, der Pfalz, oder vom Frankenlande berichtet erhalten. Vor allem scheinen es nur geringe Rebsorten gewesen zu sein, die angebaut wurden und nach und nach einen nicht unbeträchtlichen Teil der Gemarkungsfläche einnahmen, so daß schließlich im Jahr 1622 eine baden-durlachische Landesordnung verbot, ohne Genehmigung weitere „Weingärten“ anzubauen. Allmählich sah man ein, daß in Durbach vor allem der Anbau der edleren Rebsorten zu fördern sei und zu Anfang des 19. Jahrhunderts sehen wir, wie der Acker- und Feldfutterbau sich auf die ihm von Natur aus angewiesenen Feldflächen ausdehnt und die minderwertigen Rebsorten zurückdrängt, wie andererseits für den Qualitätsweinbau geeignete Flächen neu gerodet und bepflanzt werden.

Vor allem war es die Rieslingtraube, die in den Musteranlagen des weisen Großherzogs Karl Friedrich auf Schloß Staufenberg und auf dem seit 1803 der Familie der Freiherrn von Neveu gehörenden Rebgut im Hespengrund gebaut wurde und heute unter dem Namen Klingelberger als bouquettreicher Wein sehr gesucht und begehrt ist. Ferner wurde der Anbau des Clevners (Traminer) und des Ruländers sehr gepflegt, besonders der Clevner hat sich heute zur „Standard-Marke“ von Süße, feine Schwere und feie Fülle: nicht umsonst nannte man ihn schon zu Karl Friedrichs Zeiten „Serenissimi Badensis Mundwein“. Des Weiteren wäre noch zu nennen der Anbau des blauen Burgunders, aus dem der, besonders im vorigen Jahrhundert, vielbegehrte Schillerwein, Weißherbst genannt, durch sofortiges Abkeltern im Herbst, gewonnen wird. Durch entsprechende Behandlung weiß aber der Durbacher Winzer aus dieser Traube einen vorzüglichen Rotwein zu erzeugen. Durch Einfuhr der Reben aus Frankreich im Jahre 1836 wird auf dem Zorn von Bulachischen Stammgut der heute weithin bekannte weiße Bordeaux gewonnen. Neben diesen hier erwähnten Hauptsorten finden wir aus der früheren Zeit noch einige Lokalsorten, die meist – in einem Fass geherbstet – den Bergwein ergeben. Mehr und mehr bricht sich heute die Erkenntnis Bahn, dass nur intensivster Qualitätsweinbau, nach neuesten Gesichtspunkten und Erfahrungen betrieben, für das Durbachtal wirtschaftlichen Wert haben kann. Immer mehr verschwinden die alten unrentablen Stücke, die z.T. in planlosem Durcheinander als sogenannte Heckenreben noch anzutreffen waren. Schnurgerade Reihen ziehen sich heute die Berge hinan und wenn auch nicht überall, so findet die Drahtanlage bei den fortschrittlichen Winzern und besonders auf den großen Rebgütern von Schloss Staufenberg, der Frhrl. Zorn von Bulach‘schen und der Frhrl. Von Neveu’schen Gutsverwaltung Eingang. Durch großzügige Neuanlage von Wegen werden die Weinberge erschlossen, um durch möglichste Verwendung von Gespannen die Heranschaffung von Dung, Bekämpfungsmitteln usw. zu erleichtern und zu verbilligen. Hand in Hand mit den Neuanlagen geht die Verwendung von Pflügen zur Bodenbearbeitung, die teils von Zugtieren, teils auch durch Motorseilwinden, durch die Rebgassen gezogen werden.

- Weinbaukongress 1929 Aktion beim Schloss Grohl -

 

Auch kellerwirtschaftlich weiß man der Neuzeit zu folgen: während die Güter von jeher gerade auf die Kellerbehandlung der Weine größte Sorgfalt verwendeten, war es den einzelnen Winzern nicht möglich, in diesem Umfange ihre Weine auszubauen. Erst durch Gründung einer Winzergenossenschaft verstand man es im vergangenen Jahre, sich den Forderungen der Neuzeit anzupassen und durch gemeinsame Lagerung und fachmännische Kellerbehandlung die Winzerweine weiter zu vervollkommnen. Wenn in diesem Geiste weiterhin im malerischen, weingesegneten Durbachtal gearbeitet wird, dann darf mit Fug und Recht erwartet werden, dass Durbach auch in Zukunft seinen weithin bekannten Ruf wahren wird, dass der Erwachs seiner Reben zu den besten Weinen zählt, die das badische Land erzeugt, und mehr und mehr wird der Sinnspruch seines Poststempels an Bedeutung gewinnen, der da lautet:

                    „Liebst Du guten Badner Wein

                 Schenk Dir Durbach’s Clevner ein!“

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