Die Färberei Plank in Durbach
Seit 200 Jahren ist die Färberei Plank, heute Chemische Reinigung, in Offenburg sesshaft. Mit Ignatz Plank aus Durbach begann eine erfolgreiche Firmengeschichte, deren Jubiläum wegen der derzeitigen Corona-Pandemie bis jetzt nicht gefeiert werden konnte. Mit dem Wirt und Färber Joseph Blanck in Ober-Nesselried findet sich in den Kirchenbüchern von Durbach der erste (bekannte) Nachweis dieser Färber-Dynastie. Seine Frau Anna Maria Armbruster (*31.07.1756) stammte aus dem Hespengrund. Vermutlich war Joseph Blanck Wirth im heutigen Gasthaus „Zur Krone“, das als ältestes Gasthaus bereits um 1800 erwähnt wurde. Nur wenige Meter unterhalb der Nesselrieder Kirche und vor dem Gasthaus Krone war auch die ursprüngliche Grenze der ehemaligen Herrschaft Staufenberg, zu der auch Obernesselried mit Illental gehörte. Alle Kirchenbuch- oder Grundbucheinträge dieses „Stabes“ sind deshalb bis heute im Gemeindearchiv Durbach bzw. Kirchenarchiv zu finden.
Der Urahn Joseph Blanck starb am 18. Februar 1781. Der Sohn (wiederum) Joseph Blanck heiratete am 27. September 1784 die am 21.5.1766 geborene Catharina Palmer vom Bottenau.
Schon bald zog es die Beiden von Nesselried nach Durbach. Am 26. Februar 1787 erwarben sie bereits 2 starke Haufen Reben im Galgenfeld (heute Neubaugebiet am Weinberg) wobei ein Drittel des Weines an den früheren Eigentümer Mathis Wörner als Zins abgegeben werden musste. Am 10. Februar 1789 erwarben Joseph und Catharina schließlich zum Kaufpreis von 405 Gulden und 30 Kreuzern
ein Stück Feld, theils von Garten, ohngefehr 1 Viertel groß, am Durbach gelegen.
Der Platz war gut gewählt, denn als Färber war Blanck sicherlich auch auf ausreichend Wasser für den Betrieb der Färberei angewiesen.
Schon 1790 wird das Wohnhaus mit der Färberei gebaut.
Ein kleiner Anbau nach Süden wurde im Jahre 1835 errichtet und 1890 erfolgte schließlich (durch die Nachfolger) der Bau eines Ökonomiegebäudes. In diesem Umfang sehen wir das Anwesen Plank auch in einer aus dem Jahr 1893 stammenden Postkarte.
Wie sah die Arbeit des Färbers aus? Noch bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurden in Durbach, wie fast überall im Land, Hanf und Flachs angebaut. In der Hanfrötze, einem Weiher mit niedrigem Wasserstand, wurden die Hanfstengel eingelegt und mit Brettern und Steinen beschwert. Die aufgeweichten Stengel wurden schließlich mit der „Hanfbrech“ oder auch der „Plauel“ (siehe Plauelrain/Blaugelain) zerquetscht. Die dadurch gewonnenen Fasern wurden nochmals mit der „Hechel“ ausgekämmt. Was übrig war wurde mit dem Spinnrad zu Fäden gesponnen und von den Webern zu Tuch gemacht. Insbesondere die Familien Harter im Unterweiler waren in Durbach als Weber bekannt. Färber Plank färbte das gesponnene Garn. Eine weitere Aufgabe des Färbers war jedoch auch das Bedrucken der Stoffe mit Druckmodeln, wie wir sie heute noch im Wein- und Heimatmuseum in Durbach finden können. Färbermeister Karl Rubi (*1928), Nachfahre des Durbacher Färbers Plank, erzählt noch, wie in seiner aktiven Zeit alte oder verblasste Kleidungsstücke aufgetrennt und neu eingefärbt wurden.
In der Gemeinds-Rechnung von Durbach vom Jahr 1792 ist der Färber Blanck mit einer Steuerzahlung von 22 7/8 Kreutzer aus der Vierteljährigen Schazung, und 3 ½ Kreuzer Steuer vom Schilling (Kapital) veranlagt. Blanck war damals mit 6 Gulden und 53 Kreuzern im Rückstand, was sicherlich aus seinen Zahlungsverpflichtungen für den Hausbau herrührte.
Der Färber Blanck genoss wohl recht bald das Vertrauen des Durbacher Gemeinderats. Nach der Staufenberger Gemeinds-Rechung von 1801 wurde ihm laut fürstlicher Regierungs-Bestätigung vom 8.Oktober 1801 das „Saltzausmessen“ auf 1 Jahr, nämlich vom 10. September 1801 bis zum September 1802 übertragen. In einem ausführlichen, drei Seiten langen Vertrag, unterschrieben von Joseph Blanck, dem Schultheiß Danner, sowie den Stabhaltern, den Gerichts-Zwölfern und dem Gerichts-Schreiber Eckel, wurden die Bedingungen für dieses Geschäft festgehalten. Die Beschaffung und der Verkauf war Sache der Gemeinde. Alle sonstige Salz-Einfuhr oder der Verkauf war bei strenger Strafe verboten. Die Aufgabe des „Salzmessers“ (Blanck) bestand darin, ein gutes Salz zu beschaffen, den Salzvorrat zu verwalten und „in ordentlichem Maaß“ an die Untertanen des Amtes Staufenberg nach der Offenburger Taxe oder Preis abzugeben und auszumessen. Von dem Erlös aus dem Salzverkauf bezahlte Blanck 183 Gulden an die Gemeinde.
Als Maßeinheit diente damals das alte Badische „Sestermaß“, das in den einzelnen Landesteilen unterschiedlich war. Zum Beispiel hatte das Sestermaß im Kinzigtal einen anderen Inhalt als im Renchtal. Im Jahr 1829 wurden einheitliche Badische Maße und Normen verordnet. (Verordnungsblatt vom 2.1.1829).
Wie wichtig das Amt des „Salzmesser“ war, kann man auch einem weiteren Beleg in der Gemeinde-Rechnung von 1801 entnehmen. Der Krämer (Kaufmann) Joseph Männle hatte das Amt des Salzmessers im Jahr 1800 inne. Die Gemeinde hatte zu Beginn 1800 noch ein Fass Salz vorrätig, das allerdings von geringerer Qualität war. Krämer Männle konnte dieses Salz nicht mehr ausmessen (verkaufen) weil zu dieser Zeit der „Baß bey Strasburg (Grenze) und anderen Orten des Rheins“ geschlossen war. (anrückendes französisches Militär) Das Salz wurde deshalb an den Ochsenwirt Sebastian Müller von Oppenau zu einem sehr geringen Preis von 2 Gulden und 30 Kreuzer das Sester verkauft. Dem bisherigen „Salzmesser“ Männle wurde daher ein Nachlass von 27 Gulden und 28 Kreuzer erstattet.
Der erste Färber (Josef Blanck) in Durbach starb am 4. August 1813.
Am 3. Oktober 1788 wurde Franz Joseph Blanck geboren. Ihm war nur ein kurzes Dasein gegönnt, denn bereits am 24. Oktober 1788 findet sich im Totenbuch der Eintrag über sein Ableben. Der Name Franz Joseph wurde wiederum beibehalten, als am 20.06.1791 ein weiteres Knäblein des Färbers Blanck geboren wurde. Dieser sollte in Durbach das Färberhandwerk weiterführen und hatte auch als Gemeinderat ab 1842 und Bürgermeister von 1847 bis 1849 wichtige Funktionen. Insbesondere die Zeit als Bürgermeister war geprägt von den Auswirkungen und Aktivitäten in der „Badischen Revolution“, die auch in Durbach spürbar war.
Am 24. September 1793 wurde Franz Ignatz Blanck geboren.
Auch er erlernte das Färber-Handwerk, wobei in Durbach vermutlich für zwei Färbereien keine ausreichende Kundschaft vorhanden war. Franz Ignatz gründete deshalb im Jahr 1820 in Offenburg einen neuen Betrieb. Vom ursprünglichen Standort am Lindenplatz in Offenburg, wurde das Unternehmen vor einigen Jahren ins Gewerbegebiet West 4 verlagert. Nach dem frühen Tod seiner Frau Christina Schweis, im Alter von nur 48 Jahren, stellte Joseph Plank beim Gemeinderat am 13.7.1849 den Antrag, ihn aus dem Amt des Bürgermeisters zu entlassen. Er führte an, dass er sehr kränklich sei und bei längerer Dienstführung seine Gesundheit zerrüttet würde. Franz Josef „Plank“ starb 1857, nachdem ihm seine Frau bereits 1846 voraus gegangen war.
Der Sohn des Bürgermeisters Franz Joseph Blanck, wiederum mit Namen Joseph * 21.6.1823, ehelichte am 25. Mai 1858 die ledige, am 28.3.1834 geborene Agatha Nassall, Tochter des Altbürgermeisters und Herrenmüllers Johann Baptist Nassall. Nach dem Tode seines Vaters Joseph (ehem.Bürgermeister) wurde auf seinen Antrag hin am 20. Oktober 1857 der Nachlass einer Versteigerung zum Zweck der Erbauseinandersetzung ausgesetzt.
Joseph (21.6.1823) ersteigerte dabei den gesamten Nachlass. Das Grundstück wurde wie folgt beschrieben:
Eine anderhalbstöckige Behausung mit Keller, besonders stehender Scheuer nebst Stallung, Färberwerkstätte samt Schweinställe, Hausplatz und Hofraithe, und einem halben Morgen Garten im Thale dahier, einseits der Weg, andererseits Baptist Lang, hinten weibliches Lehrinstitut Offenburg, vornen der Weg zu 1.800 Gulden.
Auch seine Frau Agatha verstarb sehr früh im Jahre 1859, weshalb er am 30.Mai 1874 Maria Kuderer aus Ebersweier ehelichte. Aus beiden Ehen gingen keine Kinder hervor. Der letzte Durbacher Färbermeister Joseph Blanck (Plank) verstarb am 15.04.1882. Seine Witwe versteigerte den Grundbesitz an den Metzger Franz Schirrmann, dessen Mutter, Carolina Plank, die Tochter des Altbürgermeister Josef Plank war.
Am 12. März 1898 starb Franz Schirrmann. In der Erbteilung vom 12. Mai 1898 wurde zunächst die Witwe als Eigentümerin eingetragen. Statt der Färberwerkstatt waren nun Schweinställe und ein Schlachthaus vorhanden.
Im Jahr 1911 übergab sie das Anwesen auf den Sohn, Metzgermeister August Schirrmann.
Im Jahr 1927 erwarb Metzgermeister Andreas Spinner die Metzgerei.
Auf ihn folgten der Sohn Karl Spinner
dessen Sohn Heinrich Spinner
dessen Sohn Lars Spinner bis heute.
1932 wurde das Anwesen umgebaut und erweitert. Die ursprüngliche Färberwerkstatt am Bach verschwand, und auch vom alten Wohnhaus ist heute nur noch der Keller vorhanden. Noch vor wenigen Jahren war die heutige „Scharf-Eck-Brücke“ vielen älteren Leuten als „S’Planke Bruck“ in Erinnerung. Darüber wird in einem der nächsten Berichte aus der Durbacher Geschichte erzählt. Anmerkung: Die ursprüngliche Schreibweise des Namens ist sowohl im Grundbuch, wie auch in den Kirchenregistern mit „Blanck“ zu finden. Ab ca. 1840 ist die Schreibweise nur noch mit „Plank“ dokumentiert.
November 2020 Josef Werner Grundlagen:
Gemeindearchiv Durbach
Pfarrarchiv St. Heinrich