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Die Melusinensage von Schloss Staufenberg

Egenolf von Staufenberg schrieb das mittelalterliche Heldenepos über den Ritter Peter Diemringer von Staufenberg um 1310. 

Schauplatz der Legende ist Schloss Staufenberg in der Ortenau. In 1192 mittelhochdeutschen Versen faßte Egenolf zusammen, was er beim Schein der Kienfackeln, als Knabe noch, im Rittersaal, aus dem Munde fahrender Sänger und seiner Vorfahren vernommen und auch über den Heros der Staufenberger Geschlechter geschrieben fand. 

Einst wollte Ritter Peter mit seinem Knappen nach Nußbach zur Kirche reiten. Unterwegs sah er auf einem Steine sitzend, eine wunderschöne Frau, ein Bildnis, wie Knappe und Ritter es nie gesehen. Ein herrliches Kleid aus köstlich Parma-Seide, in Gold gestickt, überm Herzen ein Geschmeide so reich , inmitten ein Karfunkel ohnegleich, zierte die  Frau.

Des Ritter Peters Herz war  hoch entzückt. Die schöne Frau erzählte ihm, daß sie ihn erwartet habe und ihn auch seit vielen Jahren bei Turnieren und Kämpfen, ja sogar bei seiner Kreuzritterfahrt zum heiligen Grab begleitet und beschützt habe.             

Der Ritter wollte nun die schöne Frau nicht mehr missen und bat sie gleich um ihre Hand. 

“Wo immer du es wünschest, und ganz alleine bist, will ich zu dir kommen. Doch du darfst kein ander Weib dir ehelich nehmen sonst wirst du innerhalb von drei Tagen sterben”, gab ihm die Melusine auf seinen Wunsch zur Antwort. Ritter Peter willigte ein und gelobte bei Gott und seinem Leben ewige Treue.

Viele schöne Stunden verbrachte der Ritter mit Melusine sobald und so oft er sie herbeisehnte. Der tapfere Recke war bekannt in vielen Ländern und manche schöne Frau von edlem Geschlecht begehrte sein Herz.

Als Ritter Peter nach langer Zeit wieder auf Schloss Staufenberg kam, rieten ihm seine Brüder und Freunde, doch endlich ein ehlich Weib zu nehmen. Der Ritter sprach: “Gern würd ich tun, was ihr gebietet, doch würde ich mich eher in Riemen schneiden lassen als ein ehlich Weib zu nehmen.” Melusine warnte den Ritter nochmals eindringlich und erinnerte ihn an seinen Schwur. 

Eines Tages war zu Frankfurt ein großes Turnier. Der König fand Gefallen an dem tapferen Recken und trug ihm seine Base zur Frau und große Ländereien  an. Bedrängt von allen Seiten erzählte der Ritter, daß er bereits ein Weib habe und wie es sich mit Melusine zutrug. Die Herren ringsum und ein alter Kaplan rieten ihm von Melusine zu lassen, da diese nur des Teufels sein könne. Derart bedrängt und verwirrt, vergaß er, was er seiner Liebsten versprochen hatte, und die Base des Königs wurde ihm zur Hochzeit auf Schloss Staufenberg geschickt.

Ein letztes mal vor der Hochzeit erschien ihm Melusine und verkündete ihm: “Sobald die Hochzeit du wirst wagen. Mein Herz dies nimmer kann ertragen, ich sag´ dir was geschehen muß: ich lasse sehen meinen Fuß vor alle die zugegen sind, sobald dein Hochzeitsfest beginnt: Wenn eure Augen das erblicken, nicht säume, nach dem Priester zu schicken, zur Beichte noch hast du die Zeit, zu rüsten für die Ewigkeit, nach der Heil´gen Wegzehrung sollst du verlangen und auch das heilige Öl empfangen. Zur rechten Zeit tu, was dir not, dein Seel´befehl dem Herrn Gott!

Als nun die Hochzeit gefeiert wurde und alle froh bei Tische saßen, da sah man fast ohne Laut, wie etwas durch die Decke stieß.Ein Menschenfuß wurde sichtbar, entblößt bis an das Knie, umgeben von einem lichten Schein. Da schrie der Ritter auf , begann sich die Haare zu raufen und rief: “O weh, o weh mir armen Mann. Ihr habt mich und euch verderbt, wir sind nun allen Glücks enterbt, und nach drei Tagen bin ich tot!”

Das Fest hörte auf und Ritter Peter schickte nach dem Pfarrer um seine letzte Beichte abzulegen. Seine ihm vermählte Frau befahl er in die Obhut seiner Brüder und beschloss sein Leben. Große Trauer und Klage war im ganzen Land. Die leidgeprüfte junge Frau vollendete ihr Leben in einem Kloster. 

Text Josef Werner

nach den Unterlagen von E.R.Preiser

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