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Durbacher Bierbrauer in Amerika

Am 1.9.1848 suchte der damals 20jährige Durbacher August Schell sein neues Glück in Amerika. Jetzt besuchten seine Nachfahren das Wein- und Heimatmuseum um die Herkunft ihrer Ahnen näher zu erforschen.

Es hat nicht lange gebraucht um das Haus der Vorfahren zu finden. Gleich gegenüber dem Museum findet sich beim heutigen Cafe Müller am Kellerbogen ein springender Hirsch. dessen Konterfei seit 1860 als stolzes Markenzeichen Bierfässer und Bierflaschen der „August Schell Brewing Co. in New Ulm, Minnesota ziert.

August Schell, geboren am 15.02.1828 in Durbach, war der Sohn des Carl Schell, der dieses stattliche Fachwerkgebäudes mit Baujahr 1738 am 11. Oktober 1793 vom Hammerschmied Josef Ziegler und seiner Ehefrau Theresia Männle  um 890 Gulden ersteigerte. Am 11. Oktober 1804 ersteigerte Karl Schall schließlich von der „Gnädigsten Herrschaft“ einen weiteren Hausplatz bei seinem Anwesen um die Summe von 600 Gulden. 
Der „Herrschaftliche Jäger und Förster “David Schell“ und nach ihm der Sohn Carolus Schell, standen im Dienst der Baden-Badischen Markgrafschaft und waren in der „Herrschaft Staufenberg“ für die Bewirtschaftung und Pflege der Herrschaftlichen Wälder zuständig. Die Familie Schell war reich begütert und erwarb nach und nach großen Grundbesitz im Durbachtal. Carl Schell erweiterte das Haus und versah es auch mit dem schönen Kellerbogen. Der „springende Hirsch“ als Zeichen des Försters verweist seither auf die Familie Schell. Um die Mitte des 19ten Jahrhunderts, und nach dem Tode von Oberförster Karl Schell, begann ein wirtschaftlicher Niedergang der Familie. Am 3. Januar 1842 ersteigerte der damalige Ratschreiber Peter Jlg mit seiner Ehefrau Kreszenz Borho, gleichzeitig Bierwirt vom damaligen Gasthaus „Bad Staufenberg“, (heute Rathaus und „Bären“) das stattliche Anwesen. Unmittelbar nach der Steigerung übertrugen   diese das Haus an ihre Tochter Sophia Jlg, Ehefrau des Ober-Wund- und Hebarztes Lorenz Ehrhard. 
Sophie Jlg und ihr Ehemann Lorenz Ehrhard erfreuten sich nur wenige Jahre an dem Besitz. Wegen Ehrhards Aktivitäten in der Badischen Revolution musste er mit seiner Frau fliehen und sie veräußerten mit Urkunde vom 10. Juli 1848 das Anwesen wiederum an die Bäcker- und Metzgerfamilie Heinrich Bodenheimer. (Judenbeck) Bodenheimer war zuvor hinter dem damaligen Bad Staufenberg (Bären) wohnhaft und betrieb dort seine Bäckerei, weshalb heute noch auf dem Anwesen der Name „s‘ Becke-Seppe“ anhaftet. 
Die Bodenheimers betrieben neben der Bäckerei noch eine „Metzig“, in welcher sowohl „koscher“ für die jüdischen Mitbürger, aber auch ganz normale Schlachtungen für die Bevölkerung durchgeführt wurden. Sein Sohn Moritz Bodenheimer betrieb die Bäckerei bis 1939. Zwangsweise mussten die Bodenheimers in der NS-Zeit das Anwesen veräußern.

 

Der nach den USA ausgewanderte August Schell gründete im Herbst 1860 zusammen mit Jacob Bernhardt, der zuvor in St. Paul als Braumeister gearbeitet hatte, am Cottonwood River nahe New Ulm eine Brauerei.
Sie hatten sich dazu entschieden, da zu jener Zeit in den ländlichen Gebieten des Mittleren Westens trotz der vorhandenen Nachfrage die Beschaffung von Bier schwierig war. In den ersten Jahren wurden nur etwa 235 Hektoliter jährlich gebraut. Während des Dakota-Aufstands 1862 blieb die Brauerei vor Angriffen durch die Indianer verschont, da sich die Familie Schell zuvor stets freundlich den Dakota gegenüber verhalten und sie mit Lebensmitteln versorgt hat. 1866 verkaufte der erkrankte Bernhardt seine Anteile an der Brauerei für 12.000 US-Dollar an Schell, der die Brauerei um mehrere Gebäude erweiterte. 1885 baute Schell neben der Brauerei ein weitläufiges Anwesen („Schell Mansion“), welches später dem National Register of Historic Places hinzugefügt wurde. Nach dem Tod August Schells im September 1891 wurde die Brauerei von seiner Familie weitergeführt. 1902 wurde sie in eine Corporation umgewandelt. Das Wachstum der Brauerei erlitt 1919 durch die Prohibition einen Rückschlag. Während dieser Zeit wurden bierähnliche Getränke und Softdrinks hergestellt. Erst mit dem Ende der Prohibition 1933 konnte wieder Bier hergestellt und verkauft werden. Obwohl kleinere Brauereien seit den 1980er Jahren häufig übernommen oder von großen Konzernen aus dem Wettbewerb gedrängt wurden, blieb die Schell-Brauerei als Familienbetrieb bestehen. Diese Entwicklung prägte auch das Image als regionales und qualitätsbewusstes Unternehmen, welches sich somit auf dem Markt behaupten konnte. 

1999 wurde das alte Produktionsgebäude durch einen modernden Neubau ersetzt. Der tägliche Ausstoß stieg damit auf maximal rund 657 Hektoliter. 2002 übernahm die August Schell Brewing Company die Marke Grain Belt und stieg somit zur absatzstärksten Brauerei Minnesotas auf. Der jährliche Ausstoß beträgt etwa 130.000 Hektoliter. Es werden 38 Sorten Bier gebraut, dafür rund 16 im Auftrag für fremde Marken. Angeboten werden die Biersorten gewöhnlicherweise in Minnesota, Illinois, Iowa, North Dakota, Pennsylvania, South Dakota und Wisconsin.

Josef Werner, Mai 2016
Quellenangabe:
Gemeindearchiv- Grundbuch
Pfarrarchiv „St. Heinrich“
Internet: Wikipedia –August Schell Brewing Company

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