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Die Kirchen-Bau-Geschichte der Pfarrkirche “St.Heinrich” in Durbach

(Durbacher Heimatteil vom 12. Oktober 1989)

Von Josef Werner


Am Sonntag, den 15. Oktober 1989 wird nach einer langen Bau- und Renovierungszeit die Pfarrkirche St. Heinrich in Durbach wieder für den Gottesdienst geöffnet.
Die über 300 jährige Geschichte dieses Gotteshauses ist anlässlich von Renovationen und Erweiterungen immer wieder neu beschrieben worden. 
Das ursprüngliche Kirchlein wurde bereits 1620 als evangelisches Gotteshaus errichtet. Wohl wegen den Wirren des 30jährigen Krieges und auch mangels evangelischer Christen im Durbachtal wurde dieses Kirchlein 1648 als katholische Kirche consecriert wie der jetzt kunstvoll im neuen Hochaltar integrierte Stein (Mensa) zeigt.

Der Altarstein mit Datum vom 5. September 1648 gibt Aufschluss über die erste katholische Kirche in Durbach und über den Stifter Orscelar sowie seine beiden Schwestern Elisabetha und Dorothea.

 

Das kleine Gotteshaus war der wachsenden Schar der Gläubigen bald nicht mehr gewachsen. Man sah es deshalb in den Jahren 1788/89 auch von fürstlicher Seite her ein, dass eine größere Kirche notwendig sei. Mit enormem Aufwand wurde schließlich im Jahre 1790 die Kirche neu gebaut.
Die Rechnungsunterlagen des Gemeindearchivs geben nur noch teilweise Auskunft über die Baumaßnahmen aus dieser Zeit. Aus Furcht vor den anrückenden Franzosen wurden Bücher und Schriften der Amtsgemeinde Staufenberg und der „gnädigsten Herrschaft“ nebst 10 Kirsten aus dem fürstlichen Amt Kehl und 11 der von Waltnerischen Familie, von Durbach nach Oppenau und von dort aus weiter nach Freudenstadt „geflüchtet“. Der Verbleib dieser Akten ist noch zu ergründen. Den 4 Fuhrleuten wurde jedem 24 Gulden Lohn abgegeben. Außerdem erhielt der Löwenwirt in Freudenstadt „accordinierter maßen“ an Lohn 50 Gulden. Der hiesige Schreiner Gregori Vogel wurde als Aufseher für die Transportierung bestellt und verbrachte mit dieser Tätigkeit 12 Tage.  
An Präsenten wurde für diese „Aktenflüchtung“ außerdem 3 Buteilien Kirschenwasser und ein Körbel voll Trauben und 3 Buteilien Klingelbergerwein benötigt. Trotz dieser fehlenden Bücher hat Pfarrer Karl Lehn im Jahre 1928 eine umfangreiche Kostenzusammenstellung dieses Kirchenbaus aus verschiedenen Unterlagen zusammengetragen.
Aus dem Gemeindearchiv ergeben sich bei näherer Betrachtung auch in den Jahren nach 1790 noch interessante Hinweise. So schreibt am 9. Juni 1795 der Joseph Pfisterer, Kammerdiener aus Ettenheimmünster folgenden Brief an das „hochfürstlich hochlöbliche Amt“: 
„Da vor fünf Jahren die alte Kirch im Durbach abgebrochen worden, um eine neue zu erbauen, so wurde der gewöhnliche Gottesdienst während dem Bauen in einer Neb enkirch gehalten und weil man dahin keine Orgel hat stellen können, solche auch baufällig gewesen, der Chor ziemlich schwach, dass öfters der Gesang nur durch zwey Personen geschehen ist, so bat mich Herr Pfarrer, Schultheiß und Schulmeister, mein Klavier zu dem gewöhnlichen Gottesdienst um einen Zins zu überlassen, welchem Ansinnen ich auch entsprochen habe. Da ich aber nach Verfluß 2 ½ Jahren mein Klavier zurückforderte, und erhielte, so finde ich, daß durch das viele hin und her Geschlepp in die neue feinste Kirch, die Saiten verrostet, der Resonanz gezogen und gesprungen warne, daß man mit den Fingern wirklich dazwischen kann, solches auch sonsten ruiniert wurde. Vor die Hinleihung meines Klaviers forderte ich der Gemeinde monatlich 25 X (Kreuzer) und glaube, solches billig fordern zu können. Denn anderen Orten ist vor ein gemietetes Klavier monatlich 40 X schon bezahlt und das Klavier in gutem Stand erhalten und zurückgegeben worden. Obschon mein Klavier von keiner außerordentlichen Größe bestehet, so hat es doch eben, und die nemliche Diensten eines größeren geleistet“.
Pfisterer fordert im Brief nochmals vom Amt die Bezahlung des vereinbarten Zinses für das Klavier. Im Antwortschreiben der Gemeinde heißt es, dass man wohl bereit sei dem Pfisterer einen Zins zu zahlen, jedoch nicht wie gefordert für 2 ½ Jahre, sondern nur für 1 ¾ Jahre, da das Klavier in der restlichen Zeit in der Schulstube gestanden habe, alwo das Klavier während gehaltenem Gottesdienst bei geöffneten Fenstern gebracht wurde. Überdies habe man Pfisterer auch rechtzeitig gesagt, dass er das Klavier wieder zu sich nehmen könne und habe es ihm auch in gutem und dem nemlichen Standt als bey der Entlehnung zurückgegeben. Schließlich wurden 5 Gulden 30 X Zins an Pfisterer bezahlt.

Hochaltar vor der Neugestaltung im Jahre 1921 (Horber Altar)

Dass es mit der neuen Orgel auch nicht leicht war, belegt ein Rechnungsbeleg von 1795, nach dem für „2 erdenene Schüßlen solche mit Wasser in den Orgelkasten zu stellen, damit die Rattmäuß an denen Pfeifen kein Schaden thuen“, 18 X bezahlt wurden. Für 3 Glockenseile und 2 Orgelseile mußten 1792 7 Gulden 16 X bezahlt werden. Anton Zeil wurde wegen Einbindung der 3 Glockenseile mit Eisendrath zu Lohn bezahlt 42 X und Joseph Müller erhielt wegen dem Blasbalg ziehen pro 1792 accordierter maßen 1 Gulden 30 X. Den Singer Mägdchen wurde für ihre Bemühung das gantze Jahr hindurch auf das Fest Corporis Christi 1 Gulden 6 X abgegeben.
Ein weiteres „Nachspiel“ wegen der neuen Orgel findet sich in der Gemeinderechnung von 1805. Orgelmacher Georg Hladky aus Baden bittet das Amt Staufenberg um Unterstützung wegen der rückständigen Zahlung. Bereits mehrfach hatte er den Schultheisen Danner angeschrieben und um Zahlung gebeten, von diesem jedoch keinerlei Antwort erhalten. Rückständig war ein Capital von 195 Gulden und 30 Kreuzer. Hladky bemerkt, dass er wohl wisse, dass „wegen der üblen Zeiten des Krieges“ die Schuld nicht sofort beglichen werden kann. Er bittet jedoch darum, die ihm versprochenen Zinsen zu schicken. Er verweist auch darauf, dass er mit seinen 72 Jahren keine Arbeit mehr annehmen kann und deshalb von dem leben muss, was er in seinen jungen Jahren „erhauset“ habe.  
Die Ausschmückung der Kirche und Altäre waren mit dem Kirchenbau im Jahre 1790 bei weitem nicht abgeschlossen. Während die beiden Seitenaltäre und links und rechts im Chorraum verschiedene Bilder hingen, so das jetzt am linken Seitenaltar vorhandene Motiv der Kreuzigung (18. Jh.) und am rechten Seitenaltar die heilige Familie, Elisabeth mit dem Kind auf dem Schoß, Maria und der kleine Johannes kommen hinzu. (Dieses Werk unter venezianischem Einfluss stammt vom Ende des 16. Jahrhunderts.) – fehlte am Hochaltar lange Zeit ein Gemälde.

1834 beschwerte sich Malermeister Nepomuk Umenhofer aus Offenburg darüber, dass er den ursprünglich zugesagten Auftrag für die Herstellung eines Altarblattes auf den Hauptalter mit dem Motiv des heiligen Heinrichus nicht erhalten habe. Während er zur vollsten Zufriedenheit bei Freiherr von Bulach beschäftigt gewesen sei, habe man ihn darauf angesprochen, ob er nicht nur die vorhandenen Altarblätter an den Seitenaltären ausbessern könne, sondern auch das obige Hauptaltarbild machen könne. Als Preis habe er 800 Fl. gefordert und für Reparation der anderen Bilder 6 Luisdor. Nach langem hin und her führte Umenhofer die Sanierung der Bilder an den Seitenaltären durch und stellte hierfür 150 Fl. in Rechnung. Das jetzige Hauptaltarbild stammt vom Maler Sebastian Hamberger und entstand 1847. 
Bereits im Jahre 1911 dachte man wiederum an eine Vergrößerung der Kirche. Der damalige Pfarrer Ries ließ Steine aus der Moos anführen, allein schlechte Weinjahre
ließen den Plan der Erweiterung nicht zur Ausführung kommen. Schließlich wurde am 14. Mai 1922 der Grundstein für einen Erweiterungsbau gelegt. Dieser Erweiterungsbau ist in der Höhe auch deutlich vom restlichen Kirchenbau abgesetzt. Der ursprünglich außen am Gebäude hochführende Treppenaufgang zur Empore wurde mit zwei gesonderten Treppenhäusern nach Innen verlagert. Im Zuge dieser Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten wurde der gesamte Kirchenraum auch mit verschiedenen Deckengemälden versehen, welche jedoch bei der Sanierung im Jahre 1956 wieder allesamt beseitigt wurden.

Kirche St. Heinrich um 1950, die Seitenaltarbilder, links Herz-Jesu, rechts Mariendarstellung waren eine Stiftung

Bei der Erweiterung im Jahre 1922 wurde der aufgefundene Grundstein vom Jahre 1790 nebst den gleichfalls im Grundstein gefundenen 16 Münzen und Münzen aus den 1920er Jahren sowie Papierscheinen wieder eingemauert. 

„St.Heinrich“ im Jahre 1924 mit Deckengemälde „Das Jüngste Gericht“
„St. Heinrich“ im Jahre 1960
Grabstein des Stifters der Pfarrkirche „St.Heinrich“ Freiherr Wilhelm Hermann von Orscelar

Inschrift der Grabtafel mit Übersetzung

Der Kirchenstifter starb am 18. Juni 1666. Seine Beerdigung fand am 25. Juni 1666 statt. Die Maße der Grabplatte lassen keinen Zweifel, dass er als Abdeckplatte über einer rechteckigen Grabgrube im Kirchenboden eingelassen war. Beim Neubau der Kirche im Jahre 1790 wurden die Gebeine des Kirchenstifters in einer Spanschachtel neu gefasst und hinter der Grabplatte links unterhalb der Kanzel verwahrt. Bei der 1988-1990 erfolgten Innenrenovation der Kirche wurde die Grabplatte mit den Gebeinen auf der linken Seite des Chorraumes neu eingelassen.

Literaturhinweise:     1. Gemeindearchiv
            2. Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden
            3. Die Kirchenvergrößerung in Durbach 1922 (Pfarrer Lehn)
            4. Die ungewöhnliche Bestattung in der Durbacher Pfarrkirche,                 
                von Ilse Fingerlin, Landesdenkmalamt BW 1992

Ergänzt: November 2015, Josef Werner

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