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Dichter in Durbach

Es gibt (2020) in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum neben dem über 950 Jahre Herrschaft Staufenberg
in Durbach. Vor 250 Jahren, im Jahr 1770 wurde das Herrenhaus im
Hespengrund erbaut und fertiggestellt.

Es gibt in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum neben dem über 950 Jahre Herrschaft Staufenberg in Durbach. Vor 250 Jahren, im Jahr 1770 wurde das Herrenhaus im Hespengrund erbaut und fertiggestellt.

Der Bauherr war Freiherr Joseph von Ried. Er nannte es sein Schlösschen. Der mehr als 60 Jahre seines Lebens in Durbach beheimatete Winzergeneral lebte in diesem Haus im Hespengrund bis zu seinem Tod im Jahr 1779. Im Oktober 1770 besuchten ihn Johann Gottfried Herder, der Dichter und Kulturphilosoph und Johann Wolfgang Goethe in Offenburg. Beide Poeten lebten seit Beginn des Jahres in Straßburg und reisten zu dieser Zeit zumeist zusammen. Goethe hatte sich in der dortigen Universität als Student eingeschrieben. Kennen gelernt hatte Goethe Joseph von Ried im Frühjahr des Jahres am Herrscherhof in Karlsruhe. Da von Ried immer allen seinen Gästen sein berühmt gewordenes Weingut in Durbach zeigte, wurde der Besuch wohl nach Durbach verlagert.


Der Gast Goethe wird sich sofort der dortigen Weine wegen wohlgefühlt haben. Ihm wurde seinerzeit ein täglicher Weinkonsum von mehr als drei Litern nachgesagt. Herder hat später über den Besuch bei von Ried berichtet. 
Bis 1779 haben viele Ried-Besucher dieses Herrenhaus und das Weingut gesehen. 1828 kaufte Franz-Anton von Neveu (*1781-+1837) das Ried’sche Rittergut. Alle seine Nachkommen wuchsen dort auf. Auch seine Schwester, Sophie Marianne von Neveu (*1780-+1850), die spätere Gräfin von Hennin, verbrachte im Herrenhaus viel Zeit. Das Portrait eines unbekannten Malers zeigt sie um 1830. Die Fotografie stammt aus dem Album von Berckholtz (Quelle Hermann Bürkle, Ortenberg). Freunde der Familie Neveu, Johann Richard von Bodmann und seine 2. Gattin Uta waren häufig zu Gast im Hespengrund. Uta malte das Herrenhaus um 1895. Ob ihr bewusst war, dass ihre Familie eine verwandtschaftliche Beziehung zum Bauherrn Joseph von Ried hatte, ist nicht überliefert. Das Haus wurde nach 1828 durch die Familie von Neveu mehrfach baulich verändert. Herder und Goethe waren nicht die einzigen Literaten, die den Hespengrund besuchten. Ein weiterer Literat war als Vermögensverwalter des Straßburger Mediziners Johannes Kueffer im Hespengrund tätig. Allerdings stand das Herrenhaus zu dieser Zeit noch nicht. Nur um das Nachbargebäude, den erhalten gebliebenen Bäuerlinshof, kümmerte er sich. Er ist als Literat so berühmt geworden, wie Herder und Goethe. Sein Name ist Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Aufgewachsen ist im Herrenhaus auch der erste Durbacher Ehrenbürger Hubert Freiherr von Neveu. Sein Sohn Heinrich mit Ehegattin, Sohn und Schwiegertochter sowie Enkelkinder bewohnen heute noch das im Stil des Spätbarrock erbaute Haus, das in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden ist.

Armin Wagner

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