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Vor 80 Jahren wurde der letzte Durbacher Priester geweiht

Im Wein- und Heimatmuseum Durbach bewundern die Besucher immer wieder zwei schön geschnitzte Weinfässer, die an die Priesterweihe und Primiz der letzten heimischen Priester erinnern. 
Mit Sebastian Schweiger und Franz Wörner erhielten 1928 gleich zwei Durbacher die Priesterweihe. Ihnen wurde von der Verwandtschaft ein Weinfass verehrt mit dem Spruch: „Gehet hin und lehret alle Völker“
Sebastian Schweiger feierte im Juli 1978 sein goldenes Priesterjubiläum in der Heimatkirche St. Heinrich. Gleichzeitig mit ihm konnte auch sein acht Jahre jüngerer Bruder Josef Schweiger, als Bruder Erminus, sein 50jähriges Profeßjubiläum begehen. 
Am 27. März 1938 erhielt mit Heinrich Müller vom Zinken Sendelbach der bislang letzte Durbacher die Priesterweihe. Auch zu seinen Ehren wurde von der Verwandtschaft ein schön geschnitztes Holzfass gestiftet.    

Nur wenigen Durbachern ist die unvergessliche Primizfeier in Durbach am 3. April 1938 noch in Erinnerung. Es war ein kirchliches Fest der Superlative, bei dem die ganze Gemeinde mitfeierte und das Dorf mit Triumphbögen schmückte, wie man es seither wohl nicht mehr gesehen hat. 
Heinrich Müller entstammte einer der wohl ältesten Durbacher Familien, deren Ahnen bereits in den ersten Registern der 1655 gegründeten Pfarrei St. Heinrich zu finden sind. Es war wohl keine leichte Geburt zu erwarten, denn seine Eltern Wendelin Müller und Sophie geb. Kiefer fuhren vermutlich mit der Postkutsche des damaligen Ritterwirts nach Straßburg zur Entbindung. Dort kam Heinrich am 24. Juni 1912 als jüngstes von elf Kindern zur Welt. Gleich zwei seiner Schwestern fanden den Weg ins Kloster. Der älteste Bruder Wendelin heiratete als Winzer in den Zinken Heimbach, der Bruder Franz Xaver übernahm den elterlichen Hof im Sendelbach und war nach dem Ende des letzten Krieges vom Gemeinderat am vom März 1946 bis Dezember 1948 zum Bürgermeister der Rebgemeinde gewählt worden. Zwei Brüder ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben. 
Der erste Weltkrieg und die wirtschaftlich sehr schwierigen 1920er Jahre ließen den Bauernsohn harte Arbeit, den täglichen Kampf ums Brot, aber auch die Werte einer christlichen Familie erfahren. Es wurde der Grund gelegt für sein späteres Verstehen der Not der Menschen und für seine Kunst, mit dem Volk richtig umzugehen. Im Freundeskreis war er heiter und voller Witz. Immer aufmunternd und nie verletzend war seine Art im Umgang mit den Leuten. Bereits früh fand Heinrich Müller seinen Weg als Gottesmann. Bei dem sehr rührigen und allseits beliebten Dorfpfarrer Karl Lehn nahm er Lateinunterricht und trat zur Vorbereitung auf das Abitur in das Knabenkonvikt in Freiburg ein. 1933 wurde er in das theologische Konvikt in Freiburg aufgenommen. Am 27. März 1938 wurde er dann zusammen mit 68 Kursgenossen in Freiburg zum Priester geweiht. 
In einem 80 Fotos umfassenden Bildband hielten die Schulkameraden von Durbach mit Bottenau *1) die Primizfeier und das festlich geschmückte Dorf fest. Als Dorfpfarrer leitete Pfarrer Karl Lehn die Zeremonie. Fünf Triumphbögen wurden von der Bevölkerung aufgerichtet und zierten den Weg des Primizianten. 
Schon am Ortseingang im Unterweiler grüßte ein Bogen mit einer Bildtafel Schloss Staufenberg, einem Kelch und der Pfarrkirche, darunter ein Schild mit der Aufschrift:    

„Jünger Jesu tritt hier ein. 
Freudig grüßt Dich die Gemeind 
Mögest Du recht lang für viele 
Ein Hirte sein zum ewigen Ziele“

Beim Hilsbach war der Festbogen mit einem großen Kreuz verziert und einer Schrifttafel:
„ Segne Gott den jungen Priester 
und sein Streben. Der Himmel mög 
ihm seine Gnade geben.“     

Auf der Rückseite eine weitere Schrifttafel mit:
    „Ehre hoch den Priesterstand, 
Priester sind von Gott gesandt.“

An der Brücke beim „Scharf-Eck“ zum Zinken Sendelbach wurde der Bogen ebenfalls mit zwei Schrifttafeln verziert:
„Dies ist mein Fleisch (Kelch mit Zweig und Friedenstaube) 
    Dies ist mein Blut“
Auf der Rückseite ein Lamm mit Fahne und Schrift:
    „Du unbeflecktes Lamm Gottes
    Erbarme Dich unser!“

Beim Elternhaus im Sendelbach war der Bogen verziert mit einer kunstvoll gestalteten, aufgesetzten Monstranz und darunter die Schrifttafel:
    „Priesterstand ist hohe Würde
    Priesterstand ist schwere Bürde.“

Schließlich war am Bogen vor der Kirchentreppe der Spruch zu lesen:
    „Vertraut dem Herrn denn er ist gut“
    „Und seine Treue währet ewig“

Eine weitere Buchs-Girlande mit einer Schrifttafel war über die Straße gespannt mit der Aufschrift:
    Das ist der Tag,        Glück & Segen
    den der Herr        zum
    gemacht hat.        Jubel-Feste.
Eine große Schar Gläubiger zog mit Fahnen, der Musikkapelle, dem Kirchenchor, Gesangverein und fast allen Vereinen zum Elternhaus in den Sendelbach. Dort wartete der Primiziant zusammen mit seinen Eltern, den beiden Nonnen-Schwestern Viktoria (Petronilla) und Rosa (Pamphilia) sowie der ganzen Familie. Drei weiß gekleidete Mädchen (Primizbräute) mit Blumenkränzen im Haar trugen Blumengebinde und auf einem Kissen einen Myrthenkranz, der den Kelch des Neupriesters bei der Ersten hl. Messe zierte.

Ein großes schwarzes Kreuz, verziert mit weißen Blumen und dem Bildnis des leidenden Christus, sowie dem Spruch: „Im Kreuz ist Heil“, zierte das überaus mit Tannenreisig, Buchs und Blumen verzierte elterliche Anwesen. *2) Die Frauen trugen ihre schönste Festtagstracht mit dem „Nebelspalter“ als Kopfbedeckung. Es war einfach Ehrensache und Bürgerpflicht, bei diesem großen Ereignis mit dabei zu sein. 
Die Prozession führte vom Elternhaus fast einen Kilometer bis zur Kirche. Voraus die Ministranten mit Kreuz und Fahnen, dann die Musikkapelle, die katholische Burschenschaft, der Gesangverein und weitere Vereine, dann ein große Schar Ministranten mit weiteren Kirchenfahnen, weiß gekleidete Mädchen mit den Priestern und danach das ganze Volk.
Ab dem Pfarrhaus wurden die Priester vom Stiftungsrat unter dem „Himmel“ begleitet. Hubert Frhr. von Neveu, als Vorsitzender des Stiftungsrates, und weitere honorige Bürger, begleiteten den Zug. Ein Festgottesdienst mit vielen Ansprachen, herrlicher Kirchenmusik und schließlich dem ersten Segen des Neupriesters für sein Heimatdorf und die Bevölkerung bildeten den Höhepunkt des festlichen Tages. 
Sein priesterliches Wirken begann als Vikar in Sasbachwalden und Heimbach. Einige Jahre wirkte er als Kaplan im Wallfahrtsort St. Märgen. Am 29. Mai 1950 wurde Heinrich Müller als Pfarrer auf die Pfarrei Windschläg investiert. Auch in Windschläg war die Ankunft des neuen Pfarrherrn als großes Fest gefeiert. Als Pfarrhaushälterin diente ihm Monika Werner, eine Nichte und Nachbarin aus dem Sendelbach. Um immer mobil seine Schäfchen in der Pfarrei betreuen zu können rüstete sich der Pfarrer recht bald mit einem Motorrad. Äußere Erfolge für die Pfarrei Windschläg waren die Anschaffung neuer Glocken, Einrichtung einer Kirchenheizung, Beschaffung einer neuen Orgel, Bau einer neuen Sakristei und ein planvolles Anlegen des Kirchplatzes. Neben der Organisation von Zuschüssen verstand er es auch, seine Pfarrkinder immer wieder zum Opfer für diese Maßnahmen zu mobilisieren. Sein Wort auf der Kanzel stellte das Wort des Herrn in klarer volksnaher Formulierung vor seine Zuhörer.

Die Zufriedenheit des dörflichen Lebens und die hoffnungsvolle Zeit der Nachkriegsjahre wurde jäh durch eine Unglücksbotschaft überschattet. Am Herz-Jesu-Fest, dem Tag nach seinem 42. Geburtstag, wollte Heinrich Müller mit seinem Motorrad von Bodersweier kommend, auf die Bundesstraße einbiegen. Kurz vor der Abzweigung, die zum Bahnhof Kork vor den Korker Anstalten führt, übersah er einen in Richtung Kehl fahrenden Lastzug. In dessen Flanke fuhr er unmittelbar hinein. Bei dem Zusammenstoß geriet das Motorrad unter die Räder des Lastzuges, der mit Steinen beladen war. Pfarrer Müller wurde noch eine Strecke mitgeschleift und zermalmt. Auf dem Sozius saß die aus Furtwangen stammende 12jährige Renate Ganz. Sie war als Pflegekind im Haushalt von Pfarrer Müller aufgenommen, weil deren Eltern wohl kein so gutes Auskommen hatten und Heinrich Müller aus seiner Zeit in St. Märgen gut kannten. Für Beide gab es keine Rettung mehr. Sie verstarben noch an der Unfallstelle. 
Für die Gemeinde Windschläg und auch für die Heimatgemeinde Durbach war dies eine kaum fassbare Nachricht. In feierlicher Prozession wurde die sterbliche Hülle in die Pfarrkirche Windschläg geleitet und dort vor dem Altar aufgebahrt. In andächtiger Ehrfurcht zog darauf die ganze Gemeinde, Kinder wie Greise, an dem geöffneten Sarg vorüber und entbot ihrem toten Hirten den letzten Gruß.  Am 28. Juni 1954 wurde dann der tote Pfarrer wieder in feierlicher Prozession unter großer Beteiligung der Bevölkerung mit einem von schwarzen Pferden gezogenen Leichenwagen von Windschläg in den Heimatort Durbach gebracht. Musik und Vereine begleiteten den Trauerzug, dem sich in Durbach selbst ebenfalls viele Trauergäste anschlossen. In der Heimatkirche wurde ein Totenoffizium gefeiert, bei dem Pfarrer Zolg aus Bohlsbach, ein Studienkollege des Verstorbenen und Baron Hubert von Neveu als Patronatsherr von Windschläg ehrende Worte des Nachrufes sprachen. Ebenso würdigten die Bürgermeister von Windschläg, Durbach und St. Märgen die Verdienste des Verstorbenen. 

Was mit einer feierlichen Primiz und Prozession im Jahre 1938 begann, wurde nun auf dem gleichen Sendelbacher Weg als Trauerzug zu Ende gebracht. Direkt am Seiteneingang am Sendelbacher Weg wurde der Grabhügel aufgerichtet. Das aus rotem Sandstein gestaltete Grabdenkmal ist heute auf dem Friedhof in Durbach bei den besonderen Grabdenkmälern neben weiteren Pfarrherren aufgestellt. Der Chronist aus Windschläg schreibt: „Wenn Du auch gestorben, im Geist wandelst Du noch lange unter uns, und bist Priester in alle Ewigkeit.“

Für die Gemeinde Windschläg und auch für die Heimatgemeinde Durbach war dies eine kaum fassbare Nachricht. In feierlicher Prozession wurde die sterbliche Hülle in die Pfarrkirche Windschläg geleitet und dort vor dem Altar aufgebahrt. In andächtiger Ehrfurcht zog darauf die ganze Gemeinde, Kinder wie Greise, an dem geöffneten Sarg vorüber und entbot ihrem toten Hirten den letzten Gruß.  Am 28. Juni 1954 wurde dann der tote Pfarrer wieder in feierlicher Prozession unter großer Beteiligung der Bevölkerung mit einem von schwarzen Pferden gezogenen Leichenwagen von Windschläg in den Heimatort Durbach gebracht. Musik und Vereine begleiteten den Trauerzug, dem sich in Durbach selbst ebenfalls viele Trauergäste anschlossen. In der Heimatkirche wurde ein Totenoffizium gefeiert, bei dem Pfarrer Zolg aus Bohlsbach, ein Studienkollege des Verstorbenen und Baron Hubert von Neveu als Patronatsherr von Windschläg ehrende Worte des Nachrufes sprachen. Ebenso würdigten die Bürgermeister von Windschläg, Durbach und St. Märgen die Verdienste des Verstorbenen. 

Was mit einer feierlichen Primiz und Prozession im Jahre 1938 begann, wurde nun auf dem gleichen Sendelbacher Weg als Trauerzug zu Ende gebracht. Direkt am Seiteneingang am Sendelbacher Weg wurde der Grabhügel aufgerichtet. Das aus rotem Sandstein gestaltete Grabdenkmal ist heute auf dem Friedhof in Durbach bei den besonderen Grabdenkmälern neben weiteren Pfarrherren aufgestellt. Der Chronist aus Windschläg schreibt: „Wenn Du auch gestorben, im Geist wandelst Du noch lange unter uns, und bist Priester in alle Ewigkeit.“

Durbach, im März 2018
Josef Werner, Ratschreiber i.R. 

*1) Bottenau war bis 1935 Teil der Stabsgemeinde Durbach
*2) Das originale Kreuz ist derzeit im Wein- und Heimatmuseum zu sehen
Fundstellen:
Gemeindearchiv Durbach, Zeitungsberichte OT, BZ, Konradsblatt
Bei der Recherche haben mitgewirkt: Karl Jockerst, Windschläg und Ulrich Burgert, Bohlsbach

Bildunterschriften:
Primizfässer im Wein- und Heimatmuseum Durbach
Triumphbogen an der Scharf-Eck-Brücke
Der Neupriester wird im Elternhaus abgeholt
Investitur in „St. Prankratius“, Windschläg
Aufbahrung des Verunglückten in der Pfarrkirche Windschläg
Kranzträgerinnen auf dem Weg von der Durbacher Kirche zum Friedhof
Leichenzug beim Friedhof in Durbach
Grabdenkmal auf dem Friedhof Durbach

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