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Das Ergersbacher Kreuz

 

Historischer Rückblick anlässlich dem Einweihungsfest am 09.Mai 2003

– von Josef Werner –

Historischer Hintergrund und Werdegang

Jahr 1759

·        Im Tal standen zwischen Grol und „Linde“ ca 11 Häuser
·        Laut Huldigungsliste von 1765 für den Markgraf – ganze 232 Hausväter
         Mit jeweils 6 – 7 Familienangehörigen
         (einschl. Bottenau und Obernesselried-Illental)
·        Die Leibeigenschaft beschwerte noch manchen Bürger
·        Auf den einzelnen Höfen lasteten Fuhr- und Handfrohnden,
         die der auf Schloss Staufenberg sitzende Amtmann einforderte.
·        Bei der Hofübergabe wurde meist der Tauglichste der Erben (Kinder)
         und bei gleicher Tauglichkeit der jüngste Sohn als Hofnachfolger ausersehen.
         Oft wurden auch bei mangelnder Tauglichkeit der Söhne die Tochter mit der
         größten „Anständigkeit“ vorgezogen.
·        In dieser Zeit war auf „St.Anton“ der Erzabbau mit teilweise 50 Bergleuten im
         Gange und die Leute pilgerten regelmäßig zur alten Einsiedlerkapelle.
·        Pfarrer war in dieser Zeit (von 1756 – 1760) Felix Kemmerle – ein Mönch vom
         Kloster Allerheiligen
·        Josef Kieffer war Schultheis –, gleichzeitig Zoller und „Accisor“ – ihm zur Seite
         standen die sogenannten Gerichts-Zwölfer,
·        Es war ein guter Weinjahrgang und man konnte den Haleyschen Kometen
         sehen

In dieser Zeit trafen sich die 4 ehrlichen Bürger

                                   Franz Josef H E I S C H
                                   Michael L E I G A S T
                                   Jerg K I E F E R
                                   Heinrich K I E F E R

um hier am Ausgang des Ergersbachtales, – mitten im Durbachtal
Die Errichtung eines Kreuzes zu beschließen.
Es ist viel darüber gerätselt worden was wohl der Anlass für dieses Denkmal gewesen sein könnte.
Ich denke die jetzt wieder sichtbare Schrift gibt uns hierüber eindeutig Auskunft.
Nach langen Jahren des Krieges herrschte jetzt ein wohltuender Friede in der Ortenau und die Winzer und Landwirte konnten sich doch einigermaßen am Lohn ihrer harten Arbeit, den Früchten und dem guten Wein erfreuen.
In Badenia – das badische Land und Volk“ heißt es
„Die Durbacher Rebberge grünten wieder fröhlich, sie trugen Wein von der besten Qualität.“ Man kam von dem bis dahin ausschließlichen Waidgang in den Wäldern ab und ging nach und nach zur Stallfütterung über.

In der Landesvisitation wird über den Zustand der Staufenberger Talleute berichtet: “Die Unterthanen sind größtentheils von starker Leibeskonstitution, nähren sich hauptsächlich vom Weinbau und Taglohn und sind, wie alle Rebländer, wegen der Fehljahre mehr arm als von mittelmäßigem Vermögen, insgesamt leibeigen und der katholischen Religion zugethan.

Was brauchte es also mehr als Frömmigkeit, Dankbarkeit dem lieben Gott gegenüber und die Freude über den herrschenden Frieden um dieses christliche Denkmal

                                               ZUR GOTTES EHR

zu errichten ?

Ich habe in vielen alten Urkunden, den Kirchenbüchern, den alten Grundbüchern und in sonstigen Dokumenten  festzustellen versucht, auf welchen Höfen diese 4 Stifter des Kreuzes ihren Sitz hatten.

Franz Josef Heisch fand ich auf dem heutigen Hof Kiefer Luise.
Dabei muss ich immer wieder daran denken, was mir Heinrich Kiefer
einmal erzählte. Nach seiner Überlieferung von den Vorvätern soll das
Holzkreuz an der dortigen Hauswand ursprünglich seinen Platz an der
Stelle des jetzigen Steinkreuzes gehabt haben, bzw. auf dem unteren Teil
Mit Bildstöckle befestigt gewesen sein.

Es gibt hierzu auch einen ganz interessanten Aspekt, der diese Überlieferung
oder Vermutung sogar etwas bestärkt. An dem Holzkreuz war ursprünglich
am unteren Teil ein Blech, bzw. ein Befestigungsteil. Das Holzkreuz war also
nicht immer an der Hauswand aufgehängt.
Das Oberteil des Ergersbacher Kreuzes wurde offensichtlich aus einem etwas
dunkleren Sandstein gehauen. Bei einem Vergleich mit dem Missionskreuz bei der Kirche ergibt sich auch eine überraschende Ähnlichkeit mit diesem. Auf dem Missionskreuz ist die Jahreszahl 1780 zu erkennen. Es ist deshalb denkbar, dass das Oberteil des Ergersbacher Kreuzes vom gleichen Bildhauer gefertigt wurde.

Heinrich Kiefer finden wir um 1759 auf dem heutigen Hof von Josef Huber (Guthirt)
für dessen Sohn Johannes wurde von 1796 bis 1918 ebenfalls Jahrtag gehalten –
und
Michael Laigast  war auf dem heutigen Hof von Klara Ebner
Georg (Jerg) Kiefer  konnte ich leider keinem bestimmten Hof zuordnen, ich fand jedoch im Anniversarienbuch (Verzeichnis der gestifteten Jahrtagsmessen)
dass dieser um 1796 gestorben ist und von da ab für ihn und seine Frau Maria Anna geb. Werner bis zum Jahre 1918 Jahrtagsmessen gehalten wurden.
Schon dieser lange Zeitraum zeigt, dass der Stifter ein wohl beträchtliches Kapital der Kirche für sein Seelenheil hinterlassen hat. (Georgio Kieffer Cive p.m. in Ergersbach et Maria Anna Werner uxore …)

Die Anwohner um das Ergersbacher Kreuz – also Ergersbach – Oberweiler und das Obertal – haben dieses Kreuz über die Jahrhunderte hinweg immer in Ehren gehalten.

Wenn das Kreuz auch auf dem Gemeindeweg steht und heute als Eigentum der Gemeinde anzusehen ist, so kann man doch sagen, dass die Ergersbächer, Oberweiler und Obertaler dieses wunderbare Denkmal und Zeugnis christlicher Frömmigkeit immer als I H R  Kreuz angesehen haben.

So war es auch um das Jahr 1860 als nach vorangegangenen schweren Unwettern im Jahre 1851, das Ergersbacher Kreuz versunken war und daher die ganze Anlage neu gestaltet werden musste. Unter Federführung von Pfarrer Valentin Stemmer wurde das Kreuz einer Generalsanierung unterzogen, und wie heute fanden sich auch damals viele Spender aus der ganzen Gemeinde, die sehr großzügig zur Erhaltung des Kreuzes beitrugen.

Seit fast 250 Jahren ist es für die Anwohner und hier hauptsächlich der Hof von’s „Huber-Seppe“ /Ebner eine Ehre, für die Pflege der Blumen und Sträucher beim Kreuz, aber auch für die kleine Bildstöckle-Nische am Kreuzesstamm zu sorgen. Hierfür denke ich ist nicht nur der oft vergessene Dank der Gemeinde nachzuholen, sondern heute auch ein Applaus der Festteilnehmer wert.
Ich bin sicher, dass die Pflege bei den Anwohnern auch in Zukunft in besten Händen ist.

Nun möchte ich noch kurz darauf eingehen, wie die Idee zu dieser schönen Gemeinschaftsaktion für die „Kreuzerhöhung“ entstanden ist.

Wie vielleicht bekannt ist, habe ich bereits vor ca 20 Jahren damit begonnen, die Bildstöckle und Wegkreuze, aber auch andere Kleindenkmale in der Gemeinde zu erfassen und zu dokumentieren. Diese Dokumentation habe ich in den vergangenen Monaten ergänzt und in eine neue Form gebracht.

Bereits vor ca 8 Jahren wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Kreuz noch mit einem wesentlichen Teil im Boden versunken ist. Es wurde aufgegraben und ich habe die Schrift am Sockel des Kreuzes teilweise entziffert.

Im letzten Spätjahr wollte ich es dann doch genau wissen, welche Namen und sonstigen Hinweise auf dem Sockel stehen. So sprach ich im November Manfred Huber an, ob er mir das Loch vor dem Kreuz nicht noch etwas vergrößern könnte. Ich hab’ ihm auch gleich meine Vorstellungen von einer „Kreuzerhöhung“ mitgeteilt und er war von der Idee so begeistert, dass er spontan die Sache in Angriff nahm. Den weiteren Werdegang bis heute kennen Sie alle.

Als Heimatverbundener und mit der Ortgeschichte viel befasster Durbacher freut es mich ganz außerordentlich, dass mit so spontaner und großer Unterstützung, dieses Denkmal heute wieder zur Ehre Gottes, zur Freude aller Anwohner, zum Staunen für die Vorübergehenden und vielleicht auch als Anregung zur Besinnung und Dankbarkeit für diese schöne Landschaft der Öffentlichkeit übergeben werden kann.

Gerade im Verlauf der Arbeit am Kreuz habe ich immer wieder festgestellt, dass jeder der Anwohner in Bezug auf das Kreuz angesprochen werden möchte und jede Mitwirkung als ehrenvoll angesehen wird.

Im Hinblick auf die vielen anderen schönen Kleindenkmale in Durbach bin ich der Hoffnung, dass sich auch in anderen Bereichen die Bürger für derartige Aktionen begeistern können.

Von meiner Seite  möchte ich  mich bei allen Teilnehmern und Spendern bedanken, dass sie sich für diese Idee, für die „Interessengemeinschaft Ergersbacher Kreuz“ so begeistern konnten. Manfred Huber, der mich bei der Umsetzung dieser Idee von Anfang an unterstützt hat, hat mich gebeten hier an dieser Stelle auch nochmals seinen Dank zu übermitteln. Dies sind insbesondere der Heiner Müller, Heinrich Meyer, aber auch Andreas Werner, die mit der Organisation in der Hauptsache beteiligt waren.

Nun, wie kann man ein solches Ereignis am besten für die Nachwelt dokumentieren?

Auch hier war es wiederum meines Wissens die Idee vom Manfred, dass im neuen Grundstein, bzw. Sockel für das Kreuz einige Zeugnisse und Dokumente eingemauert werden. Wir haben deshalb in einer hoffentlich weitere Jahrhunderte überdauernden Kartusche folgende Dokumente eingelegt:

 

 1.         Geldmünzen:              EURO
              1 Pfennig                     1 Cent
              2 Pfennig                     2 Cent
            10 Pfennig                     5 Cent
            50 Pfennig                   10 Cent
               1 DM                          20 Cent
                                                  50 Cent
                                                     1 Euro
2.         Ortsplan Durbach  (aus Prospekt)
3.         Lageplan 1860 mit Einzeichnung der Höfe  und Namensangabe
4.         Lageplan 2003 mit Einzeichnung der Höfe
5.         1 Bildaufnahme mit Personen bei der Hochsetzung (Kreuzerhöhung)
            mit Angabe der Personen
6.         1 Bildaufnahme – Dokumentation vor der Sanierung
7.         1 Bildaufnahme nach Fertigstellung der Renovation
8.         1 Bildaufnahme Ansicht Ergersbach Blick vom Rittergut
9.         1 Einladung zur Einweihungsfeier
10.       Spenderliste Renovation um 1860
11.       Spenderliste 2003
12.       Gesamtdokumentation – Geschichte des Kreuze 

 

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