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Die Badwirtschaft “zum Staufenberg” in Durbach

Daß in dem reichgesegneten Durbachtal nicht nur guter Wein, sondern auch gutes Wasser anzutreffen ist, zeigt die bewegte Geschichte des heutigen Gasthauses “zum Bären”. 

Bereits im Jahre 1833 betrieb der damalige Ratschreiber Peter J1g neben einem kleinen Kaufladen auch eine einfache Bierwirtschaft. Offensichtlich hatte er jedoch kein großes Interesse an diesem Geschäft. Er sah vielmehr einen Gewinn in der Veräußerung des Grundstücks an den damaligen “Badischen-Hof’-Wirt Ignaz Brandstetter aus Offenburg. Dieser hatte bereits am 20. November 1840 in einem Schreiben an die Großherzogl. Bad. Regierung des Mittel-Rhein-Kreises um Erlaubnis zur Errichtung einer Weinwirtschaft und zum Betrieb eines Bades in Durbach gebeten. 

Brandstetter wies dabei darauf hin, daß die Preise der anderen Wirte zu hoch seien, weshalb eine zusätzliche Wirtschaft notwendig wäre. 

Der Durbacher Gemeinderat, in dem auch Wirte vertreten waren, drohte Brandstetter wegen dieser Behauptung mit Klage. 

Brandstetter ließ sich trotz aller gegnerischen Argumente nicht von seinem Plan abbringen. Schließlich erwarb er mit Kaufvertrag vom 17. 1. 1841 
von besagtem Ratschreiber Jlg 

a)   eine zweistöckige Behausung mit Keller, besonders stehender Scheuer, 
Stallung und Trott-Remise 

b)   besonders stehendes Wohnhaus mit ca. 25 Ruthen Garten 

c)   besonders stehendes Back- und Waschhaus mit einer darauf befind- 
lichen Wohnung 

d)   ca. 20 Ruthen Garten vornen am Haus und 

e)   ungefähr 50 Ruthen Felsenhalde hinten am Haus 

alles aneinander gelegen für die Kaufsumme von 10 000 Gulden. 

Die Bezahlung wurde in Raten bis zum Jahre 1846 festgesetzt. Insofern war bis zur vollständigen Bezahlung das Eigentumsrecht vorbehalten. Was 
hand- und nagelfest” war, blieb im Haus, mit Ausnahme jener Gegenstände, welche im Kaufladen vorhanden waren.

Mitverkauft wurden: 

1.  7 Tische, wovon sich 5 in der unteren Stube und 2 in der oberen befinden 

2.   6 Lehnstühl und 7 lange Stühl 

3. 60 Schoppenbecher 
   18 1/2 Maas Gläser 
     4 1/2 Maas Gläser 
   12 Trinkgläser
     2 steinerne Krüg 

und die Gerätschaften, die den Bierschank bilden. 

Nach diesem Grunderwerb von Brandstetter befürwortete der Gemeinderat dessen Antrag zur Errichtung und bemerkte hierzu, daß die Gründe von 
Brandstetter den Beifall des ganzen Inlandes verdienten. 

Der Gemeinderat zeigte sich zuversichtlich, zumal eine solche Heilquelle in der sonst schon so gesegneten Gegend unseres Tales fehlte. 

“Selbst die Besitzungen seiner königlichen Hoheit in der Nähe dürfen dadurch um so mehr an Wert gewinnen, da in weiterer Entfernung von hier 
keine derartige Quelle anzutreffen sei”, stellten die Gemeinderäte fest. 

Brandstetter hatte die bereits früher gepriesene “Stahlquelle” im Sendelbach ausfindig gemacht und hoffte diese als Heilquelle zur Linderung vie- 
ler Leiden benützen zu können. 

Am 11. Juni 1841 erhielt er dann auch die Erlaubnis zum Betrieb eines Bades und die Wirtschaftskonzession erteilt. Bei der Genehmigung gingen 
die Behörden irrtümlich davon aus, daß die vorgesehene Badeanstalt direkt an der Quelle im Sendelbach eingerichtet würde. Brandstetter ließ jedoch das Heilwasser in Fässern von der Quelle zu seinem Badhaus im Tal fah
ren, wo er entsprechende Räumlichkeiten eingerichtet hatte. Als sich die maßgeblichen Stellen dieses Irrtums bewußt wurden, wurde die Genehmigung vom badischen Innenministerium am 17. 8. 1841 widerrufen. Auf dringliche Bitten des Gemeinderates und unter dem Hinweis, daß eine dritte Wirtschaft unbedingt notwendig sei, genehmigte das Großherzogl. Oberamt in Offenburg den weiteren Betrieb bis zur höheren Entscheidung. 

Unter anderem auf Betreiben der anderen Wirte, Ritterwirt Danner und Lindenwirt Brandstetter, verfügte das Innenminsterium am 19. 10. 1841, 
“daß Wirtschaft und Badebetrieb nicht früher zu eröffnen seien, als daß die Badeeinrichtung vollständig eingerichtet und die Quelle zum Haus geleitet sei”. Mit mehreren Schreiben setzte sich daraufhin der Gemeinderat für 
den Erhalt der guten Wirtschaft ein. Es wurde versichert, daß die .Deucheln” (Holzrohrleitungen) bereits gerichtet seien und sofort nach dem Ende der Frostperiode im Frühjahr eingelegt würden. 

Am 6. 2. 1842 berichtete Bürgermeister Zeller, daß Wasserleitungen und die Badeeinrichtungen fertig seien. Gleichzeitig bat der Bürgermeister um 
Tanzerlaubnis des Gr. Oberamts für die Doppelhochzeit von Georg Bruder, Sohn des Franz Bruder, und Agatha Vollmer, Tochter des Ignaz Vollmer, 
sowie Michael Kiefer mit Catharina Hurst in den Stöcken am 7. 2. 1842. Offensichtlich konnten diese Hochzeiten nicht im “Staufenberg” gefeiert 
werden, denn erst am 13. 2. 1842 schrieb das Großherz. Oberamt, daß die Leitungen noch nicht hinlänglich überprüft seien und die Wirtschaft des- 
halb noch nicht geöffnet werden könne. Erneute Beschwerden von Ritterwirt Danner ließen das Verfahren weiter verzögern. 

Am 17. 3. 1842 stellte Ignaz Brandstetter den Antrag für ein Schild “zum Staufenberg”, wozu er dann am 21. März 1842 vom Gr. Oberamt auch die 
Genehmigung erhielt. 

Die Einrichtung einer Realwirtschaft, welche auch zur Beherbergung von Gästen berechtigte, wurde jedoch am 20. 9. 1842 von der Regierung des 
Mittel-Rhein-Kreises erneut versagt. 

Mit einem persönlichen Schreiben von Bürgermeister Zeller an den Präsidenten im Ministerium, in dem er auf die Situation der Familie des Wirts 
Brandstetter hinwies, wurde der Regierung nochmals die Dringlichkeit dieser Wirtschaft vor Augen geführt. BM Zeller schrieb, daß es der Wunsch der gesamten Bürgerschaft sei, eine dritte Wirtschaft zu besitzen. Überdies sei die Badquelle sehr wohltätig für die Gesundheit und auch einträglich für die Gemeinde. 

Brandstetter habe zudem Hab und Gut, ein Vermögen von 25000 Gulden, investiert und wäre verloren, wenn nicht bald eine Bewilligung gegeben werde. 

Am 31. 3. 1843 gab das Innenministerium endlich die ersehnte Genehmigung, die bis dahin gewöhnliche Bierwirtschaft in eine Realwirtschaft um- 
zuwandeln. Eine neuerliche Beschwerde der Ritterwirt-Danner’schen Erben gegen die Concession wurde vom Innenministerium verworfen. 

Realwirtschaft und Bad “zum Staufenberg” wurde in den folgenden Jahren mit offensichtlich mäßigem Erfolg betrieben. Das lange Genehmigungs- 
verfahren hatte ebenfalls an den Reserven des Heilbadwirts gezehrt, so daß 

4.     er nicht in der Lage war, die Kaufsumme für den Grunderwerb von 1841 
rechtzeitig zu erbringen.
Die ehemalige Badwirtschaft "zum Staufenberg", heute Gasthaus "zum Bären", in Durbach um 1900. 

Gemarkungskarte von Durbach-Heimburg im Jahre 1858. Die “Stahlquelle” ist 
im Zinken Sendelbach eingezeichnet. Von der Brunnenstube führte eine teilweise
bis heute noch vorhandene .Holz-Deichel-Leitung” bis zur Badwirtschaft “zum Staufenberg “, dem heutigen Gasthaus” zum Bären “. Die Leitung ist in der Karte gestrichelt markiert. 

 

Der ehemalige Verkäufer Ratschreiber Jlg machte deshalb in dem folgen- 
den Vergleich vom 29. Oktober 1844 mit dem “Gantmann” Ignaz Brand- 
stetter den Grundstücksverkauf wieder rückgängig. Er sicherte den Gläubi- 
gern, welche ihre Ansprüche richtig gestellt hatten, zu, 20  binnen einem 
Vierteljahr zu bezahlen. 

Bierbrauer Schuhmacher von Offenburg und Bärenwirt Armbruster von 
Oberkirch sowie die Großherz. Amtskasse Offenburg erhielten ihre volle 
Befriedigung. 

Der Ehefrau des Gantmanns Regina Heyer zahlte Ratschreiber Jlg als Ent- 
schädigung für ihre Ansprüche an das Massevermögen innerhalb gleicher 
Frist die Summe von 300 Gulden. Dem Ratschreiber Jlg wurde dagegen 
sämtliches Massevermögen, soweit dasselbe in Liegenschaften bestand, als 
Eigentum überlassen. Ratschreiber Jlg sicherte dem Josef Geiler von hier 
die runde Summe von 100 Gulden zu. 

“Dieser überläßt jenem die zur Badwirtschaft gehörige Stahlquelle in 
nehmlichen Bestand wie sich jetzt dieselbe befindet, zu vollem Eigentum 
und verzichtete auf alle Ansprüche auf diese Quelle, wenn Jlg dieselbe 
nicht anderst benützt, als dieselbe benützt worden ist.” 

Die Liegenschaften werden wie folgt beschrieben: 

,,1.      Ein zweystöckiges in Holz erbautes Wohnhaus mit der Realwirtschaft 
und Badgerechtigkeit “zum Staufenberg”, enthaltend einen großen 
Balkenkeller, eine geräumige Wirthsstube, Schank, Küche, Schlaf u. 
Nebenzimmer im unteren Stock, ein Speisesaal, ein Zimmer mit Bal- 
kon, zwey Gastzimmer und Küche im ersten Stock und ein geräumiger 
Speicher, angeschlagen zu 6000 Gulden. 

2.       eine große Scheuer mit Stallung und Holzremise für 600 Gulden 

3.       ein Wasch- und Backhaus mit Tanzsaal zu 400 Gulden 

4.       ein ganz neuerbautes zweystöckiges Badhaus mit 8 Badzimmern und 
Küche zu ebener Erde im ersten Stock, 4 tapezierte Zimmer u. Spei- 
cher, angeschlagen zu 1500 Gulden 

5.       drey Schweineställe angeschlagen zu 50 Gulden 

6.       der Platz und Hofraide, worauf vorbeschriebene Gebäude stehen nebst 
dem dabey befindlichen Garten, enthaltend ca. 8000 Fuß, liegt dahier 
im Durbach bey der Kirch an der Thalstraße eins. Joseph Feeger ands. 
Xaver Siebert angeschl. für 900 G. 

7.       dazugehörend noch die Mineralquelle im Sendelbach mit Gebäude und 
Wasserleitung aller Orth Joseph Geiler zu 1500 Gulden 

insgesamt = 10 950 Gulden.” 

Durch die im Rahmen des Vergleichs übernommenen Verbindlichkeiten ge- 
riet Ratschreiber Jlg ebenfalls in Gant (Verschuldung). Am 11. August 1847 
mußte er deshalb die Versteigerung über sein Vermögen ergehen lassen. 

Die Beschreibung in den alten Verträgen läßt eindeutig erkennen, daß es 
sich bei dem heutigen Rathaus (altes Rathausgebäude) um die damalige 
Gastwirtschaft “zum Staufenberg” und bei dem damaligen Badhaus um 
das jetzige Gasthaus “zum Bären” handelte. Im Versteigerungsprotokoll 
wurde festgestellt, daß hinter dem Badhaus ein Abtritt angebaut ist, wel- 
cher oben von seiten des Nachbars Joseph Feger auf dessen Gute nicht ge- 
duldet wird. 

Im letzten Gebot erhielt die Gemeinde Durbach unter Bürgschaft des Ge- 
meinderats zu 8550 Gulden den Zuschlag. Gegenüber dem Kaufvertrag 
von 1841 war dies ein erheblicher Wertrückgang. 

Die Gemeinde Durbach war nun Eigentümerin von Wohn- und Wirt- 
schaftsgebäuden nebst einem Badehaus. 

 

Während in dem Wohn-und Gasthaus “zum Staufenberg” ein Rathaus 
bzw. Gemeindehaus eingerichtet wurde, ging der Badebetrieb unter dem 
bisherigen Besitzer Brandstetter weiter. Die Realwirtschafts-Gerechtigkeit 
wurde auf Betreiben des Gemeinderates ebenfalls auf diese Gebäudlichkei- 
ten übertragen. 

Am 10. 11. 1853 erhielt “Wundarzneidiener” Bühler die Concession für 
die Badwirtschaft. Am 12. l. 1855 erhielt Franz Anton Benetz dieses Pri- 
vileg, wobei die Pachtzinsen an die Gemeinde entrichtet werden mußten. 

Die Gemeinde wollte diesen Ballast einer Kureinrichtung und Wirtschaft 
nicht allzu lange tragen. Am 17. Januar 1859 wurde das Grundstück des 
heutigen Bären ausgepfählt und nach vorheriger Bekanntmachung im “Or- 
tenauer Boten”, Ausschellen usw. der Versteigerung ausgesetzt. 

Als einziger Bieter erhielt Küfermeister Karl Behr für 3000 Gulden den 
Zuschlag. Behr lag wohl nicht viel an dem Bad, denn in den nachfolgen- 
den Jahren ging diese erste Kureinrichtung in Durbach gänzlich unter. 

Nachdem Behr im Jahre 1867 den jetzigen Querbau (Saalanbau) erstellte, 
dürfte der Badebetrieb spätestens zu diesem Zeitpunkt zum Erliegen ge- 
kommen sein. 

Ein im Jahre 1877 geplantes Hintergebäude wurde nicht mehr verwirklicht. 

In Wegfall kam schließlich im Jahr 1887 auch der Namen “zum Staufen- 
berg”, als Behr seine Wirtschaft kurzerhand in “Bären” umbenannte. 

Bemerkenswert ist, daß im “Bären” nebenbei über lange Jahre eigenes Bier 
gebraut wurde. In dem zum Gasthaus gehörenden sogenannten “Bierkel- 
ler”, einem jetzt noch vorhandenen Felsenkeller am Plauelrain, erhielt 
Behr ab 1877 mehrere Jahre hinweg die Genehmigung zum Ausschank 
von selbstgebrautem Bier während den Monaten Juni bis August. 

Das Bier konnte in den Sommermonaten in diesem Keller gut gelagert werden. Während des Winters wurde von der nahen Bühlmatte das Eis im Mühlkanal und den Wässerungsgräben gebrochen und im Felsenkeller ge- lagert.

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